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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) vermittelt ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen Vorgänge in Liechtenstein und dient als Grundlage für eine Vielzahl von Analysen.

Liechtensteinische Volkswirtschaft trotzt der Krise

25.11.2022 – Im ersten Pandemiejahr reduzierte sich die Wertschöpfung der liechtensteinischen Volkswirtschaft infolge von Kurzarbeit und Lockdowns. Die Wertschöpfung sank im Jahr 2020 um -5.9% auf das Niveau von CHF 5.8 Mrd.

Insgesamt erwies sich die Liechtensteiner Wirtschaft aber als stabil und kam glimpflich durch das Corona-Krisenjahr 2020. Der Staat milderte die Folgen der Wirtschaftskrise im Zuge der COVID-19-Pandemie durch Kurzarbeitsentschädigungen und staatliche Zuschüsse an Unternehmen und Selbständige.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Liechtensteins betrug im Jahr 2020 rund CHF 6.0 Mrd. Gegenüber dem Vorjahr nahm das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um -6.0% ab. Das BIP misst die Produktionsleistung eines Landes.

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) hingegen erhöhte sich im Jahr 2020 um 3.6% auf rund CHF 6.5 Mrd. Das BNE umfasst die Einkommen der Unternehmen, des Staates und der Einwohner aus Arbeit und Vermögen.

Produktionsleistung rückläufig

Das Bruttoinlandsprodukt der liechtensteinischen Volkswirtschaft verringerte sich 2020 gegenüber dem Vorjahr um -6.0% auf CHF 6‘014.0 Mio. Nach einer drei jährigen Wachstumsphase des Bruttoinlandsprodukts (2016: +1.9%; 2017: +3.7%; 2018: +2.7%) schwächte sich bereits 2019 (-2.3%) die wirtschaftliche Dynamik leicht ab.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigen (umgerechnet auf die vollzeitäquivalente Beschäftigung im Jahresmittel) lag 2020 bei rund CHF 179‘000. Im Vorjahr waren es CHF 187‘000 gewesen. Dies bedeutet einen Rückgang des BIP pro Erwerbstätigen um -4.5%. Ländervergleiche mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner führen im Fall Liechtensteins zu irreführenden Ergebnissen. Wegen des grossen Anteils im Ausland wohnhafter Arbeitskräfte an der Gesamtzahl der in Liechtenstein Erwerbstätigen – Ende 2020 betrug ihr Anteil 56% – lassen sich keine Rückschlüsse vom Bruttoinlandsprodukt auf die Einkommenssituation der liechtensteinischen Bevölkerung ziehen. Für Vergleichszwecke eignet sich hier nur das BIP pro Erwerbstätigen, weil zur Erzeugung des Bruttoinlandsprodukts im In- und Ausland wohnhafte Erwerbstätige beitragen.

Die Arbeitsproduktivität, gemessen als Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Vollzeitäquivalenten, hat im Jahr 2020 um -4.4% auf CHF 173‘000 abgenommen. Die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigen misst die Arbeitsproduktivität und drückt damit die Effizienz aus, mit welcher der Produktionsfaktor Arbeit im Produktionsprozess eingesetzt wird.

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Sektor Staat in Krisenzeiten gefordert

Einblick in die Struktur der Volkswirtschaft gibt die Aufteilung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nach institutionellen Sektoren. Den grössten Beitrag zur Wertschöpfung leistete 2020 mit 74% der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. 11% der Wertschöpfung stammten vom Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften. Bei den finanziellen Kapitalgesellschaften handelt es sich schwergewichtig um Banken und Versicherungen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Die restlichen 15% der Wertschöpfung verteilten sich auf den Sektor Staat mit 7% sowie die Sektoren private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck mit 8% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung.

Im Pandemiejahr 2020 belief sich die Bruttowertschöpfung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften auf CHF 4‘299.6 Mio. (-5.8%), die der finanziellen Kapitalgesellschaften auf CHF 620.2 Mio. (-11.6%) und die der privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck auf CHF 452.9 Mio. (-8.6%). Einzig im Sektor Staat wurde ein Wachstum verzeichnet (+5.6%). Der Staatssektor erwirtschaftete CHF 440.1 Mio.

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Drei Wirtschaftszweige erbringen 40% der Bruttowertschöpfung

2020 ging die Bruttowertschöpfung um -5.9% gegenüber dem Vorjahr zurück. Bereits für 2019 wurde ein leichter Rückgang um -1.7% beobachtet.  Die Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft belief sich im Jahr 2020 auf CHF 5‘812.8 Mio. Die Wertschöpfung des Industriesektors betrug CHF 2‘424.0 Mio. (-14.4%) und die des Dienstleistungssektors CHF 3‘376.7 Mio. (+1.2%). Der Landwirtschaftssektor erwirtschaftete CHF 12.1 Mio.

Die drei bedeutendsten Wirtschaftszweige der Liechtensteiner Volkswirtschaft leisteten 2020 zusammen einen Beitrag von über 40% der gesamten Wertschöpfung. Der mit Abstand grösste Wirtschaftszweig, der Maschinenbau, kam auf einen Anteil von 19.8%. Auf den Wirtschaftszweig Erbringung Finanz- und Versicherungsdienstleistungen entfielen 10.8% und auf den Wirtschaftszweig Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung 10.3% der gesamten Bruttowertschöpfung Liechtensteins.

Bei den grossen Wirtschafszweigen im Industriesektor konnte lediglich die Hersteller von Nahrungs-, Genussmittel und Getränken (CHF 11.4 Mio. bzw. +5.5) ihre Bruttowertschöpfung deutlich steigern. Die Wertschöpfung im Maschinenbau (CHF -72.5 Mio. bzw. -5.9%) und im Fahrzeugbau (CHF -39.4 Mio. bzw. -15.7%) entwickelte sich im Berichtsjahr negativ. Das Wertschöpfung im Baugewerbe dagegen bewegte sich auf dem Vorjahresniveau (CHF -2.3 bzw. -0.9%).

Aufgrund der Pandemie brach die weltweite Nachfrage nach Produkten „Made in Liechtenstein“ teilweise merklich ein. Gegenüber dem Vorjahr empfindliche Wertschöpfungseinbussen mussten deshalb die Wirtschaftszweige „Herstellung Gummi-, Kunststoffwaren, Glas, Glaswaren, Keramik; Verarbeitung Steine und Erden“ (CHF -149.3 Mio.) und „Herstellung Möbel; Herstellung sonstiger Waren; Reparatur, Installation Maschinen und Ausrüstungen“ (CHF -117.4 Mio.) hinnehmen.

Bei den Schwergewichten im Dienstleistungssektor erzielten Finanz-, Versicherungsdienstleistungen (CHF -81.2 Mio. bzw. -11.5%) sowie Grundstücks-, Wohnungswesen (CHF -26.5 Mio. bzw. -6.6%) gegenüber dem Vorjahr weniger Wertschöpfung. Zulegen konnten hingegen die Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung (CHF 21.4 Mio. bzw. +3.7%) sowie der Wirtschaftszweig „Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge“ (CHF 131.4 Mio. bzw. +43.5%) und der Wirtschaftszweig „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung“ (CHF 14.5 Mio. bzw. +3.9%).

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Die Einkommensseite der liechtensteinischen Volkswirtschaft

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) nahm im Jahr 2020 um 3.6% auf CHF 6‘452.7 Mio. zu.  Im 2019 waren es noch CHF 6‘230.8 Mio. gewesen. Damit steigt das Niveau des Bruttonationaleinkommens wieder über jenes des Bruttoinlandsproduktes.

Das BNE umfasst die Einkommen der Unternehmen, des Staates und der Einwohner aus Arbeit und Vermögen. Rein rechnerisch ergibt sich das BNE, indem zum BIP der Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen zwischen Inländern und dem Ausland addiert wird.

Pro Einwohner betrug das Bruttonationaleinkommen im Berichtsjahr CHF 166‘000. Im Vorjahr war dieser Wert beim Bruttonationaleinkommen bei CHF 162‘000 gelegen.

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Drei Viertel flossen an Private Haushalte

Aufschluss zur Struktur der Einkommensseite gibt das Volkseinkommenskonto. Es zeigt, welche Anteile des Volkseinkommens an die privaten Haushalte, die Kapitalgesellschaften und den Staat fliessen. An die privaten Haushalte gingen 77% (2019: 74%) des Volkseinkommens in Form von Arbeitnehmerentgelten, Vermögenseinkommen und Betriebsüberschüssen der Selbständigen. Den Kapitalgesellschaften flossen aus ihrer Unternehmertätigkeit und ihrem Vermögen 20% (23%) des Volkseinkommens zu. Der Staat erhielt in Form von Vermögenseinkommen 3% (2%) des Volkseinkommens. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Gliederung die Primäreinkommensflüsse vor der Entrichtung von Steuern und vor staatlichen Transfers wie Renten und Sozialleistungen darstellt und noch keine Aussage über die verfügbaren Einkommen der einzelnen Gruppen erlaubt.

2020 flossen 77% (2019: 74%) des Volkseinkommens oder CHF 3‘055.2 Mio. (CHF 3 110.7 Mio.) den privaten Haushalten zu. Die Einkommen der privaten Haushalte setzten sich aus Arbeitnehmerentgelt, Selbständigen- und Vermögenseinkommen zusammen. An die privaten Haushalte flossen CHF 57.2 Mio. weniger an Arbeitnehmerentgelt als im Vorjahr. Somit reduzierte sich das Arbeitnehmerentgelt der erwerbstätigen Einwohner um -2.6%. Gleichzeitig gingen die Einkommen der Selbständigen um CHF 1.0 Mio. bzw. um -1.6% zurück. Die Vermögenseinkommen der privaten Haushalte dagegen nahmen im Berichtsjahr um 2.5% zu und lagen bei CHF 842.6 Mio. Im Jahr 2019 waren es 840.0 Mio. gewesen. Die Vermögenseinkommen erhalten die privaten Haushalte in erster Linie in Form von Zins-, Dividenden- und Mieterträgen.

2020 entfielen 23% des Volkseinkommens auf die Kapitalgesellschaften und den Staat. 2019 waren es noch 25% gewesen. Der Grund dafür war der Abbau von Unternehmensreserven bei den Kapitalgesellschaften. So waren 2019 die unverteilten Einkommen der Kapitalgesellschaften noch bei CHF 729.6 Mio. gelegen. Im Jahr 2020 nahmen die unverteilten Einkommen um CHF 165.4 Mio. ab und beliefen sich auf CHF 564.3 Mio. Die direkten Steuern der Kapitalgesellschaften verringerten sich im Berichtsjahr um CHF 10.4 Mio. auf CHF 221.4 Mio. Das gesamte unverteilte Einkommen der Kapitalgesellschaften (inkl. direkte Steuern der Kapitalgesellschaften) betrug 2020 CHF 785.6 Mio. Im Vorjahr waren es noch CHF 961.4 Mio. gewesen. Dem Staat flossen 2020 in Form von Vermögenseinkommen CHF 112.8 Mio. und im Jahr davor CHF 104.2 Mio. zu.

Pro Einwohner betrug das Volkseinkommen CHF 102‘000. Im Vorjahr war dieser Wert beim Volkseinkommen bei CHF 108‘000 gelegen.

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Anteil des Industriesektors in Liechtenstein deutlich höher

Die Schweiz verzeichnete 2020 einen BIP-Rückgang von -3.1% und beim Bruttonationaleinkommen einen Rückgang von -1.9%. Die Bruttowertschöpfung Liechtensteins betrug im Jahr 2020 rund CHF 5.8 Mrd. Die Bruttowertschöpfung der Schweizer Volkswirtschaft war mit CHF 675.7 Mrd. 116 Mal grösser als jene der Liechtensteiner. In Liechtenstein nimmt der Wirtschaftssektor Industrie noch immer einen sehr hohen Anteil an der Bruttowertschöpfung ein. Im Jahr 2020 lag dieser Anteil mit 41.7% im Vergleich zur Schweiz rund 16 Prozentpunkte höher. Die Dienstleister trugen in Liechtenstein mit 58.1% zur gesamten Wertschöpfung bei. In der Schweiz lag der Wertschöpfungsanteil des Sektors 3 bei 73.8%. Der Wertschöpfungsanteil des Landwirtschaftssektors betrug in Liechtenstein 0.2% und in der Schweiz 0.7%.

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Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren in Liechtenstein stark

Vergleicht man die Bruttowertschöpfung der beiden Länder nach Wirtschaftszweigen, sticht der NOGA-Abschnitt Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren ins Auge. Hier liegt der Anteil in Liechtenstein mit rund 36% über 17 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Der NOGA-Abschnitt Erbringung Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit einem Anteil von rund 11% in Liechtenstein und von rund 10% in der Schweiz, ist in beiden Ländern von ähnlicher Bedeutung. Deutlich stärker vertreten in der Schweiz ist der NOGA-Abschnitt Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge. Der Anteil liegt mit rund 14% in der Schweiz über 7 Prozentpunkte höher als in Liechtenstein.

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Der Kaufkraftstandard (KKS) ist eine künstliche Währungseinheit. Theoretisch kann mit einem KKS in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden. Aufgrund der Preisunterschiede zwischen den Ländern werden jedoch je nach Land für die gleichen Waren und Dienstleistungen unterschiedliche Mengen von nationalen Währungseinheiten benötigt. KKS werden berechnet, indem ein ökonomisches Aggregat eines Landes in nationaler Währung durch die entsprechenden Kaufkraftparitäten dividiert wird. KKS ist der von Eurostat verwendete Fachbegriff für die gemeinsame Währung, in der Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ausgedrückt werden, die mittels Kaufkraftparitäten (KKP) um Preisniveauunterschiede bereinigt wurden. KKP können daher als Wechselkurs für die Umrechnung zwischen KKS und Euro angesehen werden.

Liechtenstein in internationalen Datenbanken

Das Amt für Statistik liefert jährlich die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Liechtensteins an Eurostat das statistische Amt der Europäischen Union und an die Statistikabteilung der Vereinten Nationen. Die Datenbanken dieser Organisationen sind online abrufbar und enthalten neben den Hauptaggregaten auch detaillierte Tabellen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der meisten Länder und Regionen der Welt. Für internationale Vergleiche werden die volkswirtschaftlichen Aggregate idealerweise zuerst in eine gemeinsame Währung umgerechnet, wobei für Wohlstandsvergleiche die unterschiedlichen Preisniveaus der einzelnen Länder berücksichtigt werden.

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Produktionsleistung rückläufig

Das Bruttoinlandsprodukt der liechtensteinischen Volkswirtschaft verringerte sich 2020 gegenüber dem Vorjahr um -6.0% auf CHF 6‘014.0 Mio. Nach einer drei jährigen Wachstumsphase des Bruttoinlandsprodukts (2016: +1.9%; 2017: +3.7%; 2018: +2.7%) schwächte sich bereits 2019 (-2.3%) die wirtschaftliche Dynamik leicht ab.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigen (umgerechnet auf die vollzeitäquivalente Beschäftigung im Jahresmittel) lag 2020 bei rund CHF 179‘000. Im Vorjahr waren es CHF 187‘000 gewesen. Dies bedeutet einen Rückgang des BIP pro Erwerbstätigen um -4.5%. Ländervergleiche mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner führen im Fall Liechtensteins zu irreführenden Ergebnissen. Wegen des grossen Anteils im Ausland wohnhafter Arbeitskräfte an der Gesamtzahl der in Liechtenstein Erwerbstätigen – Ende 2020 betrug ihr Anteil 56% – lassen sich keine Rückschlüsse vom Bruttoinlandsprodukt auf die Einkommenssituation der liechtensteinischen Bevölkerung ziehen. Für Vergleichszwecke eignet sich hier nur das BIP pro Erwerbstätigen, weil zur Erzeugung des Bruttoinlandsprodukts im In- und Ausland wohnhafte Erwerbstätige beitragen.

Die Arbeitsproduktivität, gemessen als Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Vollzeitäquivalenten, hat im Jahr 2020 um -4.4% auf CHF 173‘000 abgenommen. Die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigen misst die Arbeitsproduktivität und drückt damit die Effizienz aus, mit welcher der Produktionsfaktor Arbeit im Produktionsprozess eingesetzt wird.

Sektor Staat in Krisenzeiten gefordert

Einblick in die Struktur der Volkswirtschaft gibt die Aufteilung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nach institutionellen Sektoren. Den grössten Beitrag zur Wertschöpfung leistete 2020 mit 74% der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. 11% der Wertschöpfung stammten vom Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften. Bei den finanziellen Kapitalgesellschaften handelt es sich schwergewichtig um Banken und Versicherungen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Die restlichen 15% der Wertschöpfung verteilten sich auf den Sektor Staat mit 7% sowie die Sektoren private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck mit 8% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung.

Im Pandemiejahr 2020 belief sich die Bruttowertschöpfung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften auf CHF 4‘299.6 Mio. (-5.8%), die der finanziellen Kapitalgesellschaften auf CHF 620.2 Mio. (-11.6%) und die der privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck auf CHF 452.9 Mio. (-8.6%). Einzig im Sektor Staat wurde ein Wachstum verzeichnet (+5.6%). Der Staatssektor erwirtschaftete CHF 440.1 Mio.

Drei Wirtschaftszweige erbringen 40% der Bruttowertschöpfung

2020 ging die Bruttowertschöpfung um -5.9% gegenüber dem Vorjahr zurück. Bereits für 2019 wurde ein leichter Rückgang um -1.7% beobachtet.  Die Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft belief sich im Jahr 2020 auf CHF 5‘812.8 Mio. Die Wertschöpfung des Industriesektors betrug CHF 2‘424.0 Mio. (-14.4%) und die des Dienstleistungssektors CHF 3‘376.7 Mio. (+1.2%). Der Landwirtschaftssektor erwirtschaftete CHF 12.1 Mio.

Die drei bedeutendsten Wirtschaftszweige der Liechtensteiner Volkswirtschaft leisteten 2020 zusammen einen Beitrag von über 40% der gesamten Wertschöpfung. Der mit Abstand grösste Wirtschaftszweig, der Maschinenbau, kam auf einen Anteil von 19.8%. Auf den Wirtschaftszweig Erbringung Finanz- und Versicherungsdienstleistungen entfielen 10.8% und auf den Wirtschaftszweig Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung 10.3% der gesamten Bruttowertschöpfung Liechtensteins.

Bei den grossen Wirtschafszweigen im Industriesektor konnte lediglich die Hersteller von Nahrungs-, Genussmittel und Getränken (CHF 11.4 Mio. bzw. +5.5) ihre Bruttowertschöpfung deutlich steigern. Die Wertschöpfung im Maschinenbau (CHF -72.5 Mio. bzw. -5.9%) und im Fahrzeugbau (CHF -39.4 Mio. bzw. -15.7%) entwickelte sich im Berichtsjahr negativ. Das Wertschöpfung im Baugewerbe dagegen bewegte sich auf dem Vorjahresniveau (CHF -2.3 bzw. -0.9%).

Aufgrund der Pandemie brach die weltweite Nachfrage nach Produkten „Made in Liechtenstein“ teilweise merklich ein. Gegenüber dem Vorjahr empfindliche Wertschöpfungseinbussen mussten deshalb die Wirtschaftszweige „Herstellung Gummi-, Kunststoffwaren, Glas, Glaswaren, Keramik; Verarbeitung Steine und Erden“ (CHF -149.3 Mio.) und „Herstellung Möbel; Herstellung sonstiger Waren; Reparatur, Installation Maschinen und Ausrüstungen“ (CHF -117.4 Mio.) hinnehmen.

Bei den Schwergewichten im Dienstleistungssektor erzielten Finanz-, Versicherungsdienstleistungen (CHF -81.2 Mio. bzw. -11.5%) sowie Grundstücks-, Wohnungswesen (CHF -26.5 Mio. bzw. -6.6%) gegenüber dem Vorjahr weniger Wertschöpfung. Zulegen konnten hingegen die Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung (CHF 21.4 Mio. bzw. +3.7%) sowie der Wirtschaftszweig „Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge“ (CHF 131.4 Mio. bzw. +43.5%) und der Wirtschaftszweig „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung“ (CHF 14.5 Mio. bzw. +3.9%).

Die Einkommensseite der liechtensteinischen Volkswirtschaft

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) nahm im Jahr 2020 um 3.6% auf CHF 6‘452.7 Mio. zu.  Im 2019 waren es noch CHF 6‘230.8 Mio. gewesen. Damit steigt das Niveau des Bruttonationaleinkommens wieder über jenes des Bruttoinlandsproduktes.

Das BNE umfasst die Einkommen der Unternehmen, des Staates und der Einwohner aus Arbeit und Vermögen. Rein rechnerisch ergibt sich das BNE, indem zum BIP der Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen zwischen Inländern und dem Ausland addiert wird.

Pro Einwohner betrug das Bruttonationaleinkommen im Berichtsjahr CHF 166‘000. Im Vorjahr war dieser Wert beim Bruttonationaleinkommen bei CHF 162‘000 gelegen.

Drei Viertel flossen an Private Haushalte

Aufschluss zur Struktur der Einkommensseite gibt das Volkseinkommenskonto. Es zeigt, welche Anteile des Volkseinkommens an die privaten Haushalte, die Kapitalgesellschaften und den Staat fliessen. An die privaten Haushalte gingen 77% (2019: 74%) des Volkseinkommens in Form von Arbeitnehmerentgelten, Vermögenseinkommen und Betriebsüberschüssen der Selbständigen. Den Kapitalgesellschaften flossen aus ihrer Unternehmertätigkeit und ihrem Vermögen 20% (23%) des Volkseinkommens zu. Der Staat erhielt in Form von Vermögenseinkommen 3% (2%) des Volkseinkommens. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Gliederung die Primäreinkommensflüsse vor der Entrichtung von Steuern und vor staatlichen Transfers wie Renten und Sozialleistungen darstellt und noch keine Aussage über die verfügbaren Einkommen der einzelnen Gruppen erlaubt.

2020 flossen 77% (2019: 74%) des Volkseinkommens oder CHF 3‘055.2 Mio. (CHF 3 110.7 Mio.) den privaten Haushalten zu. Die Einkommen der privaten Haushalte setzten sich aus Arbeitnehmerentgelt, Selbständigen- und Vermögenseinkommen zusammen. An die privaten Haushalte flossen CHF 57.2 Mio. weniger an Arbeitnehmerentgelt als im Vorjahr. Somit reduzierte sich das Arbeitnehmerentgelt der erwerbstätigen Einwohner um -2.6%. Gleichzeitig gingen die Einkommen der Selbständigen um CHF 1.0 Mio. bzw. um -1.6% zurück. Die Vermögenseinkommen der privaten Haushalte dagegen nahmen im Berichtsjahr um 2.5% zu und lagen bei CHF 842.6 Mio. Im Jahr 2019 waren es 840.0 Mio. gewesen. Die Vermögenseinkommen erhalten die privaten Haushalte in erster Linie in Form von Zins-, Dividenden- und Mieterträgen.

2020 entfielen 23% des Volkseinkommens auf die Kapitalgesellschaften und den Staat. 2019 waren es noch 25% gewesen. Der Grund dafür war der Abbau von Unternehmensreserven bei den Kapitalgesellschaften. So waren 2019 die unverteilten Einkommen der Kapitalgesellschaften noch bei CHF 729.6 Mio. gelegen. Im Jahr 2020 nahmen die unverteilten Einkommen um CHF 165.4 Mio. ab und beliefen sich auf CHF 564.3 Mio. Die direkten Steuern der Kapitalgesellschaften verringerten sich im Berichtsjahr um CHF 10.4 Mio. auf CHF 221.4 Mio. Das gesamte unverteilte Einkommen der Kapitalgesellschaften (inkl. direkte Steuern der Kapitalgesellschaften) betrug 2020 CHF 785.6 Mio. Im Vorjahr waren es noch CHF 961.4 Mio. gewesen. Dem Staat flossen 2020 in Form von Vermögenseinkommen CHF 112.8 Mio. und im Jahr davor CHF 104.2 Mio. zu.

Pro Einwohner betrug das Volkseinkommen CHF 102‘000. Im Vorjahr war dieser Wert beim Volkseinkommen bei CHF 108‘000 gelegen.

Anteil des Industriesektors in Liechtenstein deutlich höher

Die Schweiz verzeichnete 2020 einen BIP-Rückgang von -3.1% und beim Bruttonationaleinkommen einen Rückgang von -1.9%. Die Bruttowertschöpfung Liechtensteins betrug im Jahr 2020 rund CHF 5.8 Mrd. Die Bruttowertschöpfung der Schweizer Volkswirtschaft war mit CHF 675.7 Mrd. 116 Mal grösser als jene der Liechtensteiner. In Liechtenstein nimmt der Wirtschaftssektor Industrie noch immer einen sehr hohen Anteil an der Bruttowertschöpfung ein. Im Jahr 2020 lag dieser Anteil mit 41.7% im Vergleich zur Schweiz rund 16 Prozentpunkte höher. Die Dienstleister trugen in Liechtenstein mit 58.1% zur gesamten Wertschöpfung bei. In der Schweiz lag der Wertschöpfungsanteil des Sektors 3 bei 73.8%. Der Wertschöpfungsanteil des Landwirtschaftssektors betrug in Liechtenstein 0.2% und in der Schweiz 0.7%.

Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren in Liechtenstein stark

Vergleicht man die Bruttowertschöpfung der beiden Länder nach Wirtschaftszweigen, sticht der NOGA-Abschnitt Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren ins Auge. Hier liegt der Anteil in Liechtenstein mit rund 36% über 17 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Der NOGA-Abschnitt Erbringung Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit einem Anteil von rund 11% in Liechtenstein und von rund 10% in der Schweiz, ist in beiden Ländern von ähnlicher Bedeutung. Deutlich stärker vertreten in der Schweiz ist der NOGA-Abschnitt Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge. Der Anteil liegt mit rund 14% in der Schweiz über 7 Prozentpunkte höher als in Liechtenstein.

Der Kaufkraftstandard (KKS) ist eine künstliche Währungseinheit. Theoretisch kann mit einem KKS in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden. Aufgrund der Preisunterschiede zwischen den Ländern werden jedoch je nach Land für die gleichen Waren und Dienstleistungen unterschiedliche Mengen von nationalen Währungseinheiten benötigt. KKS werden berechnet, indem ein ökonomisches Aggregat eines Landes in nationaler Währung durch die entsprechenden Kaufkraftparitäten dividiert wird. KKS ist der von Eurostat verwendete Fachbegriff für die gemeinsame Währung, in der Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ausgedrückt werden, die mittels Kaufkraftparitäten (KKP) um Preisniveauunterschiede bereinigt wurden. KKP können daher als Wechselkurs für die Umrechnung zwischen KKS und Euro angesehen werden.

Liechtenstein in internationalen Datenbanken

Das Amt für Statistik liefert jährlich die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Liechtensteins an Eurostat das statistische Amt der Europäischen Union und an die Statistikabteilung der Vereinten Nationen. Die Datenbanken dieser Organisationen sind online abrufbar und enthalten neben den Hauptaggregaten auch detaillierte Tabellen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der meisten Länder und Regionen der Welt. Für internationale Vergleiche werden die volkswirtschaftlichen Aggregate idealerweise zuerst in eine gemeinsame Währung umgerechnet, wobei für Wohlstandsvergleiche die unterschiedlichen Preisniveaus der einzelnen Länder berücksichtigt werden.

eTab – interaktive Tabellen

Methodik & Qualität

Zweck dieses Dokuments ist es, den Nutzerinnen und Nutzern Hintergrundinformationen über die Methodik und die Qualität der statistischen Informationen zu bieten. Dies ermöglicht, die Aussagekraft der Ergebnisse besser einzuschätzen.

Der Abschnitt über die Methodik orientiert zunächst über Zweck und Gegenstand der Statistik und beschreibt dann die Datenquellen sowie die Datenaufarbeitung. Es folgen Angaben zur Publikation der Ergebnisse sowie wichtige Hinweise.

Der Abschnitt über die Qualität basiert auf den Vorgaben des Europäischen Statistischen Systems über die Qualitätsberichterstattung und beschreibt Relevanz, Genauigkeit, Aktualität, Pünktlichkeit, Kohärenz und Vergleichbarkeit der statistischen Informationen.

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) vermittelt ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen Vorgänge in Liechtenstein und dient als Grundlage für eine Vielzahl von Analysen. Die VGR FL stützt sich auf Verwaltungsdaten, die unter anderem im Zuge der Steuerveranlagung anfallen. Wie international üblich, werden zunächst die provisorischen Ergebnisse publiziert, um sie ein Jahr später aufgrund zusätzlicher Detailinformationen zu überarbeiten und als definitive Ergebnisse vorzulegen.

Liechtensteinische Volkswirtschaft erholt sich von Corona

10.03.2023 - Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu laufenden Preisen war im Jahr 2021 nach ersten Berechnungen des Amtes für Statistik um 9.2% höher als im Jahr 2020. Trotz der andauernden Pandemiesituation konnte sich die liechtensteinische Volkswirtschaft nach dem Einbruch im Vorjahr erholen und die Wirtschaftsleistung erreichte wieder den Stand des Vorkrisenniveaus.

Das BIP verzeichnete 2021 zu laufenden Preisen ein Wachstum von 9.2%. Dieser deutliche Anstieg folgt auf den Rückgang im Jahr 2020 (–5.9%), der auf den Beginn der Covid-19-Pandemie zurückzuführen war. Dank dieses Aufschwungs erreichte das BIP 2021 wieder das Niveau von 2018, obschon einige Wirtschaftszweige weiterhin unter der Pandemie litten.

Der liechtensteinische Staat milderte in den Jahren 2020 und 2021 die Folgen der Krise durch Kurzarbeitsentschädigungen und durch staatliche Zuschüsse an Unternehmen und Selbständige. Im Jahr 2021 betrug das BIP nach ersten Berechnungen rund CHF 6.6 Mrd. Im Vorjahr waren es noch CHF 6.0 Mrd. gewesen.

Das BIP dient als Mass für die Produktionsleistung einer Volkswirtschaft. Das BIP umfasst im Wesentlichen die in Geld ausgedrückte Wertschöpfung, die durch die Produktionstätigkeit gebietsansässiger Einheiten während eines Jahres entstanden ist.

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Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Jahres 1998 publiziert. Zwischenzeitlich können die Ergebnisse über einen Zeitraum von 24 Jahren betrachtet werden.

Der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum wird mit dem BIP gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist oft ein Jahr. Verändert sich das BIP von einem Jahr zum nächsten, sprechen wir von positivem oder negativem Wachstum, je nach Vorzeichen der Veränderung. Die Grafik zeigt die Entwicklung des BIP von 1998 bis 2021 aufgeteilt in drei Zeiträume. Das BIP wuchs im Zeitraum von 1998 bis 2005 deutlich: Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 3.4% pro Jahr. Im Zeitraum von 2005 bis 2013 lag die Wachstumsrate bei 2.0% pro Jahr und im Zeitraum von 2013 bis 2021 belief sich die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt nur noch auf 1.3% pro Jahr.

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Das BIP verzeichnete 2021 zu laufenden Preisen ein Wachstum von 9.2%. Dieser deutliche Anstieg folgt auf den Rückgang im Jahr 2020 (–5.9%), der auf den Beginn der Covid-19-Pandemie zurückzuführen war. Dank dieses Aufschwungs erreichte das BIP 2021 wieder das Niveau von 2018, obschon einige Wirtschaftszweige weiterhin unter der Pandemie litten.

Der liechtensteinische Staat milderte in den Jahren 2020 und 2021 die Folgen der Krise durch Kurzarbeitsentschädigungen und durch staatliche Zuschüsse an Unternehmen und Selbständige. Im Jahr 2021 betrug das BIP nach ersten Berechnungen rund CHF 6.6 Mrd. Im Vorjahr waren es noch CHF 6.0 Mrd. gewesen.

Das BIP dient als Mass für die Produktionsleistung einer Volkswirtschaft. Das BIP umfasst im Wesentlichen die in Geld ausgedrückte Wertschöpfung, die durch die Produktionstätigkeit gebietsansässiger Einheiten während eines Jahres entstanden ist.

Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Jahres 1998 publiziert. Zwischenzeitlich können die Ergebnisse über einen Zeitraum von 24 Jahren betrachtet werden.

Der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum wird mit dem BIP gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist oft ein Jahr. Verändert sich das BIP von einem Jahr zum nächsten, sprechen wir von positivem oder negativem Wachstum, je nach Vorzeichen der Veränderung. Die Grafik zeigt die Entwicklung des BIP von 1998 bis 2021 aufgeteilt in drei Zeiträume. Das BIP wuchs im Zeitraum von 1998 bis 2005 deutlich: Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 3.4% pro Jahr. Im Zeitraum von 2005 bis 2013 lag die Wachstumsrate bei 2.0% pro Jahr und im Zeitraum von 2013 bis 2021 belief sich die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt nur noch auf 1.3% pro Jahr.

Methodik der Schätzrechnung

Kurzbeschrieb

Die BIP-Schätzrechnung stützt sich schwergewichtig auf die Daten der Steuerverwaltung zu den steuerpflichtigen Unternehmen, soweit sie zu diesem Zeitpunkt bereits vorliegen, sowie auf die Rechnungsergebnisse der Einheiten im Sektor Staat (Land, Gemeinden, Sozialversicherungen) und der Versicherungen. Der BIP-Beitrag der steuerpflichtigen Unternehmen, die von der Steuerverwaltung noch nicht erfasst sind, wird auf der Basis der Vorjahresergebnisse hochgerechnet. Zum jetzigen Zeitpunkt fehlen auch die Rechnungsergebnisse einzelner grosser Unternehmen noch.

Der Wertschöpfungsbeitrag der steuerpflichtigen Unternehmen zum BIP liegt bei rund 75% bis 80%, während der Sektor Staat einen Beitrag zwischen 7% und 8% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung abdeckt. Auf die Versicherungen entfallen zwischen 1% und 4% der Wertschöpfung. Insgesamt fliessen somit Basisdaten zu mehr als 90% des BIP bereits in die Schätzrechnung ein. Die restlichen 7% bis 9% der Wertschöpfung entfallen auf Landwirtschaft, private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck. Für diese Einheiten werden die Vorjahresergebnisse herangezogen, sofern nicht bereits aktuelle Ergebnisse vorliegen.

Datensituation

Die verschiedenen Basisdaten für die Berechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) stehen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zur Verfügung. Die Angaben zum Sektor Staat liegen acht Monate nach Abschluss des Berichtsjahres vollständig vor und können deshalb bereits für die Schätzrechnung im Kontensystem erfasst werden. Anders verhält es sich mit den Daten der steuerpflichtigen Unternehmen. Die Unternehmen haben ihre Steuererklärungen innert sechs Monaten nach Bilanzstichtag bei der Steuerverwaltung einzureichen. In begründeten Fällen gewährt die Steuerverwaltung Fristverlängerungen von bis zu sechs Monaten. Somit kann die Steuerverwaltung frühestens nach einem Jahr die ersten provisorischen Daten für die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bereitstellen. Zum Zeitpunkt der BIP-Schätzrechnung liegen zudem die Ergebnisse von 25 der grössten steuerpflichtigen Unternehmen in der Regel überprüft vor. Diese 25 grossen Unternehmen generieren über 40% der Wertschöpfung der steuerpflichtigen Unternehmen. Die Daten der zum Zeitpunkt der Schätzrechnung vorliegenden Unternehmen fliessen vollständig in die Schätzrechnung ein. Die Ergebnisse der restlichen noch nicht erfassten Unternehmen werden mittels eines Hochrechnungsfaktors auf der Basis der Vorjahresergebnisse geschätzt.

Genauigkeit

Bei der BIP-Schätzung wurde aufgrund der durchgeführten Testrechnungen von einer Genauigkeit von +/– 3% ausgegangen. Die erste BIP-Schätzrechnung wurde für das Berichtsjahr 2007 durchgeführt. Für die BIP-Schätzrechnung 2010 wurde die Methode für das Berechnungsverfahren verfeinert und die Datenerfassung für den Versicherungsbereich ausgebaut. Die BIP-Schätzung 2020 lag -4.5% unter dem provisorischen BIP der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2020. Der für die BIP-Schätzrechnung 2020 verarbeitete Steuerdatensatz enthielt fehlerhafte Daten einer in Liechtenstein neugegründeten Zweigniederlassung mit Muttergesellschaft in der EU. Die Fehlerfassung verfälschte die BIP-Schätzrechnung massgeblich. Ohne die Fehlerfassung wäre die Schätzrechnung 2020 lediglich 0.9% vom provisorischen BIP der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung abgewichen.

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