Öffentliche Finanzen
Die jährliche Finanzstatistik gibt einen Gesamtüberblick über die finanzielle Lage des Staatssektors (Landesebene, Gemeindeebene und öffentliche Sozialversicherungen). Zudem werden jährlich Informationen aus der Landesrechnung und den Gemeinderechnungen ins Kapitel Öffentliche Finanzen des Statistischen Jahrbuchs aufgenommen.
Öffentliche Finanzen 2023
Finanzierungssaldo zum zehnten Mal in Folge positiv
16.05.2025 - Die Finanzstatistik gibt einen Überblick über die Finanzlage des Staatssektors (Landesebene, Gemeindeebene und öffentliche Sozialversicherungen). Im Jahr 2023 betrug der Überschuss des Staates (positiver Finanzierungssaldo) 4.4% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) oder CHF 325.5 Mio. 2023 ist das zehnte Jahr in Folge mit einem Überschuss. Die konsolidierten Staatsausgaben 2023 stiegen gegenüber dem Vorjahr um 6.0% oder CHF 89.8 Mio. und die konsolidierten Staatseinnahmen um 10.5% oder CHF 182.6 Mio. Die Staatsquote (Staatsausgaben im Verhältnis zum BIP) blieb im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 21.4%.
Mehreinnahmen an Steuern und Sozialbeiträgen

Die nicht konsolidierten Einnahmen der öffentlichen Hand beliefen sich im Jahr 2023 auf insgesamt CHF 2'106.6 Mio. und nahmen gegenüber dem Vorjahr um CHF 177.1 Mio. (+9.2%) zu. Erfreuliche Mehreinnahmen konnten bei den Steuern (CHF 89.3 Mio. bzw. +8.6%) und bei den Sozialbeiträgen (CHF 45.3 Mio. bzw. +10.6%) verzeichnet werden.
Die nicht konsolidierten Staatsausgaben erhöhten sich im Berichtsjahr gegenüber dem Vorjahr um CHF 84.3 Mio. bzw. 5.0% auf insgesamt CHF 1'781.2 Mio. Am stärksten stiegen die Ausgaben für Sozialleistungen (CHF 26.2 Mio. bzw. +4.6%), die Vorleistungen (CHF 20.6 Mio. bzw. +8.7%) und das Arbeitnehmerentgelt (CHF 18.7 Mio. bzw. +5.1%)
Sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben der öffentlichen Hand lagen über dem Niveau des Fünfjahresdurchschnitts der Jahre 2019 bis 2023.
Sozialleistungen machen ein Drittel der öffentlichen Ausgaben aus

Insgesamt entfielen CHF 595.4 Mio. oder 33.4% der Ausgaben des Staates auf die Sozialleistungen. Die nächstgrössten Ausgabenposten waren das Arbeitnehmerentgelt mit CHF 387.6 Mio. und die sonstigen laufenden Ausgaben mit CHF 336.3 Mio. Der Anteil des Arbeitnehmerentgelts betrug 21.8% und jener der sonstigen laufenden Ausgaben 18.9% der Gesamtausgaben des Staates, wobei in den sonstigen laufenden Ausgaben vor der Konsolidierung u.a. noch alle innerstaatlichen Transfers enthalten sind. Die Vorleistungen mit einem Anteil von 14.5% an den Staatsausgaben beliefen sich auf CHF 258.4 Mio. und die Investitionsausgaben mit einem Anteil von 6.9% auf CHF 122.2 Mio.
Zugenommen haben im Berichtsjahr die ausbezahlten Sozialleistungen (CHF 26.2 Mio. bzw. +4.6%), die Vorleistungen (CHF 20.6 Mio. bzw. +8.7%), das Arbeitnehmerentgelt (CHF 18.7 Mio. bzw. +5.1%), die sonstigen laufenden Ausgaben (CHF 10.8 bzw. +3.3%), die Investitionsausgaben (CHF 8.8 Mio. bzw. +7.8%) und die Vermögenstransfers (CHF 0.4 Mio. bzw. +2.2%).
Rückläufig gegenüber dem Vorjahr waren hingegen die Ausgaben für Subventionen (CHF -1.1 bzw. -1.8%.). Die kleinste Ausgabenposition (0.0% der Staatsausgaben), die Zinsen, lagen 2023 mit CHF 0.4 Mio. unter dem Vorjahresniveau (CHF -0.1 Mio. bzw. -19.2%).
Nicht konsolidiert wurden Ausgaben von CHF 973.7 Mio. auf Landesebene und CHF 328.2 Mio. auf Gemeindeebene verbucht. Bei den Sozialversicherungen beliefen sich die Ausgaben im Berichtsjahr auf CHF 479.3 Mio. In der Finanzstatistik erfolgt die Konsolidierung zunächst innerhalb der Teilsektoren. So enthalten beispielsweise die konsolidierten Ausgaben der Landesebene noch die Transferausgaben an die Gemeindeebene, nicht aber die Ströme innerhalb der Landesebene selbst. Für die Berechnung der konsolidierten Ausgaben des Sektors Staat werden dann ebenfalls die Zahlungsströme zwischen den Teilsektoren eliminiert.
Überdurchschnittliches Steueraufkommen

Im Berichtsjahr stammten 53.6% der Staatseinnahmen aus Steuern. Die gesamten Steuereinnahmen beliefen sich auf CHF 1'128.3Mio. (CHF 89.3 Mio. bzw. +8.6%) und lagen damit über dem Fünfjahresdurchschnitt von CHF 1'075.9 Mio. (2019-2023).
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Staatseinnahmen sind die Sozialbeiträge an die Sozialversicherungen. Der Anteil der Sozialbeiträge an den gesamten Staatseinnahmen betrug im Jahr 2023 22.4%. Insgesamt wurden CHF 472.5 (CHF 45.3 Mio. bzw. +10.6%) an Sozialbeiträgen an die Sozialversicherungen überwiesen. Der Fünfjahresdurchschnitt betrug hier CHF 433.2 Mio.
In Liechtenstein ist die Einnahmenart der sonstigen laufenden Einnahmen von besonderer Bedeutung. Zu den sonstigen laufenden Einnahmen zählen unter anderem die Vermögenserträge des Staates. Der Anteil der sonstigen laufenden Einnahmen an den gesamten Staatseinnahmen betrug im Jahr 2023 16.3%. Im Berichtsjahr erhöhte sich diese Einnahmenart auf CHF 344.4 Mio. (CHF 33.8 Mio. bzw. +10.9%) und lag damit unter dem langjährigen Durchschnitt. Der Mittelwert der Jahre 2019 bis 2023 für diese Einnahmenart liegt bei CHF 354.1 Mio.
Reserven der öffentlichen Hand nehmen zu

Die Vermögensbilanz des Staates wies Ende 2023 ein Reinvermögen von rund CHF 9.9 Mrd. aus. Im Jahr 2022 waren es noch rund CHF 9.2 Mrd. gewesen. Im Jahr 2023 hat das Reinvermögen gegenüber dem Vorjahr um 4.6% bzw. CHF 737.6 Mio. zugenommen.
39.6% des Reinvermögens des Staates entfielen auf die Sozialversicherungen (CHF 245.7 Mio. bzw. +6.7%), 38.2% auf die Landesebene (CHF 405.8 Mio. bzw. +12.0%) und 22.2% auf die Gemeinden und Bürgergenossenschaften (CHF 86.0 Mio. bzw. +4.1%).
Irland und Liechtenstein mit den tiefsten Quoten in Europa

Die Staatsquote Liechtensteins lag im Jahr 2023 bei 21.4%. Ein Vergleich mit den Nachbarländern Schweiz und Österreich zeigt, dass die Schweiz mit 33.6% die drittniedrigste Staatsquote aufwies und Österreich mit einer Staatsquote von 52.7% im europäischen Spitzenfeld lag. Die höchsten Staatsquoten in der EU wiesen Frankreich mit 57.0% und Finnland mit 55.8% aus. Die tiefste Quote wies Irland mit 22.7% aus.
Staatsquote – Indikator staatlicher Aktivität in einer Volkswirtschaft
Die Staatsquote entspricht den Ausgaben des Staatssektors in Prozent des nominalen Bruttoinlandsproduktes. Die Staatsquote gilt als Indikator für das Ausmass der staatlichen Aktivität in einer Volkswirtschaft. Die Bedeutung des Sektors Staat in einer Volkswirtschaft lässt sich an der Höhe seiner Gesamtausgaben und -einnahmen im Verhältnis zum BIP ablesen. Eine optimale Höhe der Staatsquote lässt sich nicht quantifizieren.
Die Höhe der Staatsausgaben hängt nicht nur von der Einwohnerzahl, sondern insbesondere auch von der Grösse einer Volkswirtschaft ab. Besonders deutlich wird dies bei den Ausgaben für die Sozialversicherungen, da die Erwerbstätigkeit in Liechtenstein zu Rentenansprüchen gegenüber der liechtensteinischen AHV führt. Aber auch andere Staatsausgaben wie Infrastrukturausgaben für Verkehrswege und Industriegebiete oder Ausgaben für eine Reihe von Verwaltungstätigkeiten hängen mit der Grösse einer Volkswirtschaft zusammen. Die Grösse einer Volkswirtschaft wird dabei typischerweise am Bruttoinlandsprodukt gemessen, welches ein Mass für die Produktionstätigkeit einer Volkswirtschaft darstellt. Es ist daher sachlich gerechtfertigt, die Staatsausgaben in Relation zum Bruttoinlandsprodukt zu setzen. Zudem ist nur so eine international vergleichbare Aussage über die Staatsausgaben Liechtensteins im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung möglich.
Das Pendant zur Staatsquote ist die Fiskalquote, die die Steuern und Sozialabgaben ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt setzt. Die Fiskalquote wird im Thema „Steuern, Abgaben“ ausgewiesen.
Öffentliches Defizit steigt im Euroraum und der EU

Das öffentliche Defizit gemessen am BIP stieg im Euroraum von 3.5% im Jahr 2022 auf 3.6% im Jahr 2023 und in der EU von 3.2% auf 3.5%. Die höchsten öffentlichen Defizite im Jahr 2023 wurden in der EU in Italien (-7.2%) und Ungarn (-6.7%) verzeichnet, die niedrigsten in Litauen sowie Luxemburg (-0.7%) und den Niederlanden (-0.4%). Öffentliche Überschüsse wurden in Portugal (+1.2%), Irland (+1.5%), Zypern (+2.0%), und Dänemark (+3.3%) erzielt.
Unter den EFTA-Staaten wies nur Island (-2.0%) ein Defizit auf. Die Schweiz (+0.2%), Liechtenstein (+4.6%) und Norwegen (+16.4%) verzeichneten einen Finanzierungsüberschuss.
Finanzierungssaldo - Überschuss/Defizit
Das öffentliche Defizit bzw. der öffentliche Überschuss (Finanzierungssaldo) wird im Vertrag von Maastricht als Finanzierungssaldo des gesamten Staatssektors gemäss ESVG definiert. Der Sektor Staat umfasst den Zentralstaat, die Länder, die Gemeinden und die Sozialversicherungen.
Rückgang des öffentlichen Schuldenstands im Euroraum

Der öffentliche Schuldenstand im Verhältnis zum BIP ging im Euroraum von 89.5% (Ende 2022) auf 87.4% (Ende 2023) und in der EU von 82.5% auf 80.8% zurück.
Für das Jahr 2023 wiesen insgesamt 13 der europäischen Staaten eine Bruttoschuldenquote von über als 60% des BIP auf. Für EU-Mitglieder (insbesondere Mitglieder des Euro-Systems) gilt gemäss den Maastrichter Konvergenzkriterien, dass diese Quote einen Wert von 60% nicht überschreiten soll. Die höchsten Verschuldungsquoten wurden in Griechenland (163.9%), Italien (134.8%), Frankreich (109.9%), Spanien (105.1%) und Belgien (103.1%) registriert. In Österreich lag die Bruttoschuldenquote bei 78.6% und in Deutschland bei 62.9%. Die niedrigste Bruttoschuldenquote wies Estland (20.2%) auf.
Für die beiden EFTA-Länder Island und Norwegen liegen keine Vergleichsdaten vor. In der Schweiz lag die Quote bei 26.0% und in Liechtenstein bei 0.5%.
Bruttoschuldenquote
Eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der öffentlichen Haushalte ist die Bruttoschuldenquote. Sie ist definiert als der Schuldenstand des Staates in Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Schuldenstand des Staates entspricht dem Bruttoschuldenstand zum Nominalwert am Jahresende nach Konsolidierung innerhalb und zwischen den einzelnen Teilsektoren des Staates. In der Definition von Maastricht umfasst der Schuldenstand Bargeld und Einlagen sowie Schuldtitel und Kredite. Nicht enthalten sind in dieser Abgrenzung insbesondere Verpflichtungen in Form von Anteilsrechten, Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionskassen, Derivate und sonstige Verbindlichkeiten (Handelskredite und transitorische Passiva).
eTab – interaktive Tabellen
Öffentliche Finanzen 501.021 Einnahmen und Ausgaben Staat nach Art, Teilsektor und institutionelle Einheit seit 2011 501.031 Ausgaben Staat nach Funktion und Teilsektor seit 2011 501.032 Ausgaben Staat nach Funktion und Art seit 2011 501.041 Finanzielle Transaktionen Staat nach Bilanzposition, Teilsektor und institutionelle Einheit seit 2011Tabellen
Methodik & Qualität
Zweck dieses Dokuments ist es, den Nutzerinnen und Nutzern Hintergrundinformationen über die Methodik und die Qualität der statistischen Informationen zu bieten. Dies ermöglicht es, die Aussagekraft der Ergebnisse besser einzuschätzen.
Der Abschnitt über die Methodik orientiert zunächst über Zweck und Gegenstand der Statistik und beschreibt dann die Datenquellen sowie die Datenaufbereitung. Es folgen Angaben zur Publikation der Ergebnisse sowie wichtige Hinweise.
Der Abschnitt über die Qualität basiert auf den Vorgaben des Europäischen Statistischen Systems über die Qualitätsberichterstattung und beschreibt Relevanz, Genauigkeit, Aktualität, Pünktlichkeit, Kohärenz und Vergleichbarkeit der statistischen Informationen.