Konjunkturbericht
Der Konjunkturbericht berichtet über die konjunkturelle Entwicklung in Liechtenstein und gibt einen Überblick über Wirtschaftslage und -aussichten in wichtigen Absatzmärkten.
Konjunkturbericht Frühjahr 2025
Stabile Wirtschaftslage in Liechtenstein trotz globaler Unsicherheiten
14.05.2025 – Im Konjunkturbericht informiert das Amt für Statistik über die konjunkturelle Entwicklung in Liechtenstein und gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Lage und die Aussichten in den wichtigsten Absatzmärkten.
Insgesamt präsentiert sich die konjunkturelle Lage in Liechtenstein als stabil. Die Beschäftigung entwickelt sich positiv und auch die allgemeine Lage wird von den liechtensteinischen Unternehmen mehrheitlich als befriedigend beurteilt. Allerdings verzeichnen die Exporte sowohl im 2. Halbjahr 2024 als auch im 1. Quartal 2025 einen Rückgang. Im Währungsraum des Schweizer Frankens bleibt die Teuerung im internationalen Vergleich gering.
Das weltweite Wirtschaftswachstum zeigt sich bislang als widerstandsfähig. Jedoch zeichnet sich eine Abschwächung des Wachstums für das Jahr 2025 ab, wobei vor allem zunehmende Unsicherheiten in der Handels- und Wirtschaftspolitik verantwortlich sind. Trotz der gedämpften Konjunktur bleibt die Inflationsentwicklung bestehen, wobei insbesondere der eskalierende Handelskonflikt zusätzliche Inflationsrisiken birgt.
Auf einen Blick
Die konjunkturelle Entwicklung in Liechtenstein | |
Umsätze |
Seit Januar 2025 müssen alle MwSt-Geschäfte mit der Steuerverwaltung ausschliesslich digital über ein Portal abgewickelt werden. Aufgrund von aufgetretenen Problemen bei der Nutzung des Portals musste die Frist für die Abgabe der MwSt-Abrechnung für das 4. Quartal 2024, das 2. Semester 2024 und das 1. Quartal 2025 bis Ende Juni 2025 verlängert werden. Aus diesem Grund fehlen im vorliegenden Konjunkturbericht die Daten zur Umsatzentwicklung der Unternehmen. |
Beschäftigung |
Ende 2024 waren in Liechtenstein rund 43'600 Personen beschäftigt. Dies entspricht einer Zunahme der Beschäftigten um 1.0% im Vergleich zum Vorjahr. |
Konjunkturumfrage |
Die befragten Unternehmen beurteilten die Lage im 1. Quartal 2025 überwiegend als befriedigend und erwarteten eine weitgehend stabile Entwicklung. |
Preise | Die Jahresteuerung belief sich im April 2025 auf +0.0%. |
Monetäres Umfeld | Der Leitzins der SNB wurde 2025 gesenkt und liegt seit März bei 0.25%. Der Devisenkurs des Schweizer Frankens lag im Monatsmittel des Aprils gegenüber dem Euro bei 0.94 und gegenüber dem US-Dollar bei 0.84. |
Warenexporte | Die direkten Warenexporte lagen im 2. Halbjahr 2024 3.5% unter dem Wert des Vorjahres und nahmen im 1. Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3.7% ab. |
Finanzdienstleister |
Das verwaltete Kundenvermögen der Banken in Liechtenstein stieg im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 13.7%. |
Die Entwicklung in wichtigen Exportregionen 2025 (Prognosen OECD) | |
OECD | BIP: +1.9%; Importe: +2.7% |
Schweiz | BIP: +1.5%; Importe: +3.7% |
Deutschland | BIP: +0.7%; Importe: +0.3% |
USA | BIP: +2.4%, Importe: +6.3% |
Stand der Daten: 09.05.2025
Die konjunkturelle Entwicklung in Liechtenstein
Zahl der Beschäftigten steigt weiter an

Ende 2024 waren in Liechtenstein rund 43'600 Personen beschäftigt. Dies entspricht einer Zunahme von 1.0% gegenüber dem Vorjahr. Der Landwirtschaftssektor verzeichnete einen Rückgang von 6.3% (18 Personen) und der Industriesektor von 0.4% (60 Personen). Im Dienstleistungssektor wurde eine Zunahme von 1.8% (516 Personen) beobachtet.
Gemäss Arbeitsmarkt Service Liechtenstein (AMS FL) lag die Arbeitslosenquote Ende April 2025 bei 1.9%, 0.3 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Ende April waren 417 Personen als arbeitslos gemeldet. Gleichzeitig wurden dem AMS FL 911 offene Stellen gemeldet, 95 weniger als im Vorjahresmonat. Im April 2025 meldeten zwei Betriebe Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung aus wirtschaftlichen oder witterungsbedingten Gründen an.
Konjunkturumfrage – Mangelnde Nachfrage löst Personalmangel als Haupthemmnis ab

An der Konjunkturumfrage per 31. März 2025 nahmen 38 Unternehmen des Industriesektors und 25 Unternehmen des Dienstleistungssektors teil. Gemessen an der Beschäftigung repräsentieren diese Betriebe etwa 70% des industrie- und etwa 25% des Dienstleistungssektors. Zum Ende des 1. Quartals 2025 wird die allgemeine Lage in beiden Sektoren mehrheitlich als befriedigend beurteilt. Sowohl Geschäftslage als auch Rentabilität entwickelten sich im 1. Quartal 2025 weitgehend stabil. Im Gegensatz dazu setzte sich der rückläufige Trend beim Personalbestand fort.
Seit dem 2. Quartal 2024 wird der Mangel an Arbeitskräften neu von einer ungenügenden Nachfrage als primäres Produktions- bzw. Leistungshemmnis abgelöst. Im 1. Quartal 2025 berichten insgesamt 26% der befragten Unternehmen von einer ungenügenden Nachfrage, während 18% von einem Mangel an Arbeitskräften betroffen sind. Besonders stark ausgeprägt ist die ungenügende Nachfrage im Dienstleistungssektor, wobei 32% der Unternehmen betroffen sind. Bei den Industrieunternehmen sehen sich 19% mit einer ungenügenden Nachfrage konfrontiert.
Für das 2. Quartal 2025 rechnen die Industrie- und Dienstleistungsunternehmen mir einer weitgehend stabilen Geschäftslage und Rentabilität. Beim Personalbestand hingegen wird zum dritten Mal in Folge eine abnehmende Entwicklung prognostiziert. Die Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sind sich in ihrer Prognose weitgehend einig, wobei sich insbesondere die Industrieunternehmen auf einen abnehmenden Personalbestand einstellen.
Stabile Konsumentenpreise im April

Laut dem schweizerischen Bundesamt für Statistik (BFS) lag die durchschnittliche Jahresteuerung der Konsumentenpreise 2024 bei +1.1%. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) blieb im April 2025 im Vergleich zum Vormonat März unverändert und erreichte den Stand von 107.5 Punkten (Dezember 2020 = 100). Gegenüber dem Vorjahresmonat gab es keine Veränderung in der Teuerung +0.0%. Die Kerninflation blieb im April 2025 gegenüber dem Vorjahresmonat gleich. Die Preise der Inlandgüter stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0.8% und die Preise der Importgüter sanken um 2.5%.
Der Importpreisindex lag im März 2025 um 0.9% tiefer als im März 2024 und gleich wie im Vormonat Februar 2025. Laut BFS wurden tiefere Preise gegenüber dem Februar 2025 im Importpreisindex insbesondere für Mineralölprodukte, Automobile und Automobilteile, pharmazeutische Spezialitäten sowie Aluminium und daraus hergestellte Produkte registriert. Teurer wurden dagegen Erdöl, Erdgas, sonstige Fahrzeuge und Schnittblumen.
Leitzinssenkung der SNB

Die Nationalbank lockert ihre Geldpolitik und senkt den SNB-Leitzins im März 2025 um 0.25 Prozentpunkte auf 0.25%. Mit diesem Zinsschritt wird sichergestellt, dass die monetären Bedingungen angesichts des schwachen Inflationsdrucks sowie der erhöhten Abwärtsrisiken für die Inflation angemessen bleiben. Laut geldpolitischer Lagebeurteilung vom März 2025 sind die Wirtschaftsaussichten aufgrund der global gestiegenen handels- und geopolitischen Unsicherheiten jedoch deutlich unsicherer geworden. Sichtguthaben werden bis zu einer bestimmten Limite zum SNB-Leitzins verzinst und oberhalb dieser Limite zu 0%.
Die kurzfristigen Zinsen notierten am 8. Mai 2025 in der Schweiz bei 0.20% (SARON), die Renditen der 10-jährigen Schweizer Bundesobligationen liegen am 30. April 2025 bei 0.33%. Der Devisenkurs des Schweizer Frankens lag im Monatsmittel des Aprils 2025 gegenüber dem Euro bei 0.94 und gegenüber dem US-Dollar bei 0.84.
Auch die Europäische Zentralbank passte ihre Zinsen an. Im April senkte sie zum siebten Mal in Folge den Leitzins um jeweils 0.25 Prozentpunkte auf 2.25%. Die EZB begründet diesen Schritt mit dem Rückgang der Inflation.
Die US-Notenbank (Fed) belässt den Leitzins unverändert und hält an ihrem hohen Zinsniveau fest. Der Leitzins bleibt bei einer Zinsspanne von 4.25 bis 4.50 Prozent. Die Inflationsrate sank im März 2025 auf 2.4% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Rückgang der Warenexporte im 1. Quartal 2025

Im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr nahmen die Warenexporte im ersten Halbjahr 2024 um 2.3% ab. Im zweiten Halbjahr war ein Rückgang von 3.5% zu verzeichnen.
Im 1. Quartal 2025 gingen die Exporte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3.7% zurück. Die Exporte beliefen sich auf CHF 757 Mio. Besonders betroffen vom Rückgang waren die Warenarten Textilien, Bekleidung und Schuhe (-50.3%) sowie Energieträger (-26.1%) und Papier, Papierwaren und grafische Erzeugnisse (-23.5%). Zwei der 12 Warenarten verzeichneten jedoch auch eine Zunahme. So nahmen Exporte von Fahrzeugen (+11.8%) sowie von Präzisionsinstrumenten, Uhren und Bijouterie (+9.0%) zu.
Bezogen auf die wichtigsten Handelspartner stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal die Exporte nach Japan (+13.1%), dem Vereinigtem Königreich (+12.4%), China (+7.2%) und Italien (+6.2%). Die Exporte zu den anderen Haupthandelspartnern gingen hingegen zurück. Am stärksten betroffen waren die Ausfuhren nach Österreich (-8.6%), Deutschland (-7.6%), gefolgt von Exporten in die USA (-4.5%) und Frankreich (-0.1%).
Liechtensteiner Banken – Verwaltete Kundenvermögen markant gestiegen

Die verwalteten Kundenvermögen der Banken in Liechtenstein stiegen im Jahr 2024 gemäss der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein um 13.7% auf CHF 217.3 Mrd. Der Nettozufluss an Neugeldern der Banken in Liechtenstein betrug im Jahr 2024 rund CHF 3.7 Mrd.
Gemäss der provisorischen Auswertung der Jahresergebnisse der liechtensteinischen Banken, nahm der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft im Jahr 2024 um 0.4% ab.
Am Schweizer Aktienmarkt notierte der Swiss Performance Index (SPI) am 3. März 2025 mit 17'353 Punkten den Höchstwert des Jahres und sank am 9. April auf seinen Tiefstand mit 14'604 Punkten. Der SPI lag 2025 zwischen 14'604 und 17'353 Punkten und notiert am 7. Mai 2025 16'523 Punkte.
Der MSCI-Weltindex Aktien, der die Entwicklung von über 1'600 Aktien aus 23 Industrieländern widerspiegelt, sank seit Jahresbeginn bis zum 7. Mai 2025 um 0.3%.
Die Entwicklung in wichtigen Exportländern
Die liechtensteinische Volkswirtschaft ist ausserordentlich stark von ausländischen Absatz- und Beschaffungsmärkten abhängig. Eine Beurteilung der konjunkturellen Entwicklung Liechtensteins hat deshalb die Entwicklung der wichtigsten Absatzländer einzubeziehen.
OECD – Globale Konjunktur verliert an Schwung: Wirtschaftspolitische Unsicherheiten belasten Ausblick

Laut dem Economic Outlook der OECD vom März 2025 zeigte sich das weltweite Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 trotz zahlreicher Herausforderungen als widerstandsfähig. Jüngste Indikatoren deuten jedoch auf eine Abschwächung des Wachstums hin. Das Wachstum des globalen BIP wird sich laut Prognosen von 3.2% im Jahr 2024 auf 3.1% im Jahr 2025 verringern. Für das Jahr 2026 rechnet die OECD mit einem weiteren Rückgang auf 3.0%. Die Unternehmens- und Verbraucherstimmung hat sich in einigen Ländern verschlechtert. Gleichzeitig hat die wirtschaftspolitische Unsicherheit weltweit spürbar zugenommen. Besonders in der Handelspolitik kam es zu erheblichen Veränderungen, die – sollten sie anhalten – das globale Wachstum dämpfen und zusätzlichen Inflationsdruck erzeugen könnten. Der eskalierende Handelskonflikt verschärft diese Risiken weiter. Eine zunehmende Fragmentierung der Weltwirtschaft gehört zu den zentralen Besorgnissen der OECD.
Der Index der Composite Leading Indicators, der frühzeitig Signale für Wendepunkte in Konjunkturzyklen liefern soll, liegt im Dezember 2024 für die G7-Staaten mit 100.23 nahe beim langfristigen Wert von 100.
Schweiz – Schweizer Wirtschaft wächst moderat

Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) wuchs das sportevent-bereinigte BIP der Schweiz im 4. Quartal 2024 um 0.5%, nach einem Plus von 0.2% im Vorquartal. Das Wachstum wurde sowohl vom Industrie- und Dienstleistungssektor getragen. Auf der Verwendungsseite wirkten sich insbesondere der private Konsum und Investitionen stützend aus. Demgegenüber belastete der Aussenhandel das Wachstum, insbesondere aufgrund eines deutlichen Rückgangs im Transithandel.
Nach einer Seitwärtsbewegung der Inflation im November und Dezember sank die Teuerungsrate im Januar 2025 auf 0.4 %. Hauptursache für den Rückgang waren gesenkte Stromtarife zu Jahresbeginn. Auch die Beiträge der Mieten sowie anderer inländischer Güter haben sich in den letzten Monaten leicht abgeschwächt.
Für das Jahr 2025 prognostiziert das SECO ein BIP-Wachstum von 1.4 %, gefolgt von 1.6 % im Jahr 2026. Damit würde die Schweizer Wirtschaft zwei weitere Jahre unterdurchschnittlich wachsen. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik und ihren makroökonomischen Auswirkungen ist ausserordentlich gross. Daher basiert die Prognose auf der Annahme, dass ein eskalierender globaler Handelskrieg ausbleibt.
Deutschland – Geopolitischer Umbruch verschärft Krise

Laut dem statistischen Bundesamt Deutschland (Destatis) ist die Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2025 gegenüber dem 4. Quartal 2024 um 0.2% gestiegen, nachdem das BIP zum Jahresende 2024 zurückgegangen war. Laut Destatis waren sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die Investitionen höher als im Vorquartal. Die geopolitischen Spannungen und die protektionistische Handelspolitik der USA verschärfen die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland.
Die Arbeitslosenquote lag im April 2025 bei 6.3% und damit 0.3 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Erwerbstätigen im Inland belief sich im März 2025 auf 45.6 Mio., rund 53 tausend weniger als ein Jahr zuvor.
Gemäss der Gemeinschaftsdiagnose deutscher Prognoseinstitute vom 10. April 2025 wird für das Jahr 2025 ein reales BIP-Wachstum von 0.1% erwartet. Für das Jahr 2026 prognostizieren die Institute einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1.3%. Damit wurden die Erwartungen aus der Herbstprognose 2024 deutlich nach unten korrigiert. Insgesamt wird erwartet, dass sich die Inflation im laufenden Jahr 2025 um 2.2% erhöht und im Jahr 2026 um 2.1%.
USA – Sinkende Beschäftigung

Die derzeitige US-amerikanische Wirtschafts- und Handelspolitik senkt das Vertrauen in die USA als verlässlichen Handelspartner. Die Folgen für die grösste Volkswirtschaft der Welt und den US-Dollar sind nicht absehbar.
Die Wirtschaft in den USA wuchs im 4. Quartal 2024 um 2.4% und sank im 1. Quartal 2025 um 0.3%. Dieser Rückgang spiegelt laut Bureau of Economic Analysis (BEA) in erster Linie einen Anstieg der Importe, eine Verlangsamung der Konsumausgaben sowie einen Rückgang der Staatsausgaben wider.
Die Arbeitslosenquote lag im April 2025 bei 4.2% und damit 0.3 Prozentpunkte über dem Vorjahresmonat und gleichauf mit dem höchsten Wert im Jahr 2024. Insgesamt ist ein kontinuierlicher Anstieg im 1. Quartal 2025 zu beobachten. Im April 2025 wurden 8'000 weniger Beschäftigte gemeldet als noch im März 2025 und belaufen sich auf 177'000.
Methodik & Qualität
Der halbjährlich veröffentlichte Konjunkturbericht basiert auf unterschiedlichen Veröffentlichungen des Amts für Statistik, Verwaltungsdaten und Veröffentlichungen anderer Institutionen. Es handelt sich um eine Zusammenfassung volkswirtschaftlicher Daten, mit dem Ziel einen Überblick über die konjunkturelle Lage zu ermöglichen.