Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 2021

Liechtensteinische Volkswirtschaft im Aufschwung

28.11.2023 - Die liechtensteinische Wirtschaft war bereits im Jahr 2021 wieder voll im Schwung und wuchs so schnell wie seit Jahren nicht mehr.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Liechtensteins betrug im Jahr 2021 rund CHF 7.0 Mrd. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das nominale Bruttoinlandsprodukt um 17.2%. Dieser deutliche Anstieg folgte auf den BIP-Einbruch von 6.0% im Pandemiejahr 2020 und einem RĂŒckgang von 2.3% im Jahr 2019. Das BIP misst die Produktionsleistung eines Landes. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) erhöhte sich hingegen im Jahr 2021 um 0.6% auf rund CHF 6.5 Mrd. Das BNE umfasst die Einkommen der Unternehmen, des Staates und der Einwohner aus Arbeit und Vermögen.

Produktionsleistung stark gestiegen

Das Bruttoinlandsprodukt der liechtensteinischen Volkswirtschaft wuchs im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 17.2% auf CHF 7‘046.1 Mio. Dieser deutliche Anstieg folgte auf den BIP-Einbruch von 6.0% im Pandemiejahr 2020 und einem RĂŒckgang von 2.3% im Jahr 2019. In der am 10. MĂ€rz 2023 veröffentlichten „SchĂ€tzrechnung Bruttoinlandsprodukt 2021“ wurde fĂŒr das Jahr 2021 noch von einem BIP-Wachstum von 9.2% ausgegangen. Revidierte Daten einer in Umstrukturierung befindlichen Konzerngesellschaft fĂŒhrten zu einer Korrektur des BIP-Wachstums in der VGR 2021. Mehr dazu ist unter „Methodik und QualitĂ€t“ im Abschnitt „Genauigkeit“ zu finden.

Das Bruttoinlandsprodukt pro BeschĂ€ftigten (umgerechnet auf VollzeitĂ€quivalente im Jahresdurchschnitt) lag im Jahr 2021 bei rund 213‘000 Franken, gegenĂŒber 179'000 Franken im Vorjahr. Dies entspricht einer Zunahme des BIP pro BeschĂ€ftigten von 18.9%.  LĂ€ndervergleiche mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner fĂŒhren im Falle Liechtensteins zu irrefĂŒhrenden Ergebnissen. Aufgrund des hohen Anteils der im Ausland wohnhaften ArbeitskrĂ€fte an der Gesamtzahl der BeschĂ€ftigten in Liechtenstein – Ende 2021 lag ihr Anteil bei 56% – können vom BIP keine RĂŒckschlĂŒsse auf die Einkommenssituation der liechtensteinischen Bevölkerung gezogen werden. FĂŒr den Vergleich mit anderen LĂ€ndern eignet sich daher das BIP pro BeschĂ€ftigten, da alle in Liechtenstein arbeitenden Personen zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts beitragen.

Die ArbeitsproduktivitĂ€t, gemessen als Bruttowertschöpfung pro BeschĂ€ftigten in VollzeitĂ€quivalenten, stieg um 17.9% auf rund 204'000 Franken im Jahr 2021. Die Bruttowertschöpfung pro BeschĂ€ftigten misst die ArbeitsproduktivitĂ€t und drĂŒckt damit die Effizienz aus, mit welcher der Produktionsfaktor Arbeit im Produktionsprozess eingesetzt wird.

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Einblick in die Struktur der Volkswirtschaft

Die AufschlĂŒsselung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nach institutionellen Sektoren gibt einen Einblick in die Struktur der Wirtschaft. Der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften leistete mit 75% den grössten Beitrag zur Wertschöpfung im Jahr 2021. 11% der Wertschöpfung entfielen auf den Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften. Finanzielle Kapitalgesellschaften sind vor allem Banken und Versicherungen in der Rechtsform der Aktiengesellschaft. Die restlichen 14% der Wertschöpfung verteilten sich auf den Sektor Staat mit 7% und die Sektoren private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck mit 7% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung.

Im Jahr 2021 betrug die Bruttowertschöpfung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften CHF 5‘050.7 Mio. (+17.5%), jene der finanziellen Kapitalgesellschaften CHF 769.1 Mio. (+24.0%) und jene der privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck auf CHF 480.9 Mio. (+6.1%). Der Staatssektor erwirtschaftete CHF 448.1 Mio. (+1.8%).

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Drei grosse Wirtschaftszweige erbringen 40% der Bruttowertschöpfung

Im Jahr 2021 stieg die Bruttowertschöpfung um 16.1% gegenĂŒber dem Vorjahr. Im vorangegangenen Pandemiejahr 2020 war ein gesamtwirtschaftlicher WertschöpfungsrĂŒckgang von 5.9% zu verzeichnen.  Die Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft belief sich im Jahr 2021 auf CHF 6‘748.8 Mio. Die Wertschöpfung des Industriesektors betrug CHF 2‘832.6 Mio. (+16.9%) und diejenige des Dienstleistungssektors CHF 3‘904.5 Mio. (+15.6%). Der Landwirtschaftssektor erwirtschaftete CHF 11.7 Mio.

Die drei bedeutendsten Wirtschaftszweige der liechtensteinischen Wirtschaft trugen im Jahr 2021 zusammen ĂŒber 40% zur gesamten Wertschöpfung bei. Auf den mit Abstand grössten Wirtschaftszweig, den Maschinenbau, entfiel ein Anteil von 18.9%. Auf die Finanz- und Versicherungsdienstleister entfielen 11.5% und auf den Wirtschaftszweig Rechts-, Steuerberatung und WirtschaftsprĂŒfung 9.8% der gesamten Bruttowertschöpfung Liechtensteins.

Im Industriesektor haben die beiden grössten Industriezweige ihre Bruttowertschöpfung deutlich gesteigert: der Maschinenbau um CHF 124.5 Mio. (+10.8%) und der Fahrzeugbau um CHF 67.9 Mio. (+32.2%). Zusammen erwirtschafteten diese zwei Wirtschaftszweige eine Wertschöpfung von CHF 1‘552.3 Mio., was bereits 54.8% der Bruttowertschöpfung des Industriesektors ausmacht. Fast sĂ€mtliche Industriezweige verzeichneten ZuwĂ€chse, lediglich der Bergbau (CHF -1.2 Mio. bzw. -10.5%), der Wirtschaftszweig „Kokerei, Mineralölverarbeitung; Herstellung chemischer, pharmazeutischer Erzeugnisse“ (CHF -1.4 Mio. bzw. -12.9%) und das Baugewerbe (CHF -10.6 Mio. bzw. -4.0%) mussten Einbussen verkraften.

Auch die drei Schwergewichte des Dienstleistungssektors, die Finanz- und Versicherungsdienstleister (CHF +147.9 Mio. bzw. +23.6%), der Wirtschaftszweig „Rechts-, Steuerberatung, WirtschaftsprĂŒfung“ (CHF +59.2 Mio. bzw. +9.9%) sowie der Wirtschaftszweig „Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge“ (CHF +42.6 Mio. bzw. +9.8%) steigerten ihre Wertschöpfung gegenĂŒber dem Vorjahr. Ihre Gesamtwertschöpfung belief sich im Jahr 2021 auf CHF 1‘910.2 Mio., was einem Anteil von 48.9% an der Wertschöpfung des Dienstleistungssektors entspricht. Ähnlich wie in der Industrie war auch im Dienstleistungssektor in fast allen Wirtschaftszweigen ein Wachstum zu beobachten. Lediglich die Wirtschaftszweige „Verkehr, Lagerei“ (CHF -3.2 Mio. bzw. -3.1%), „Gastgewerbe/ Beherbergung und Gastronomie“ (CHF -8.6 Mio. bzw. -21.8%), „Erziehung, Unterricht“ (CHF -7.0 Mio. bzw. -16.0%) und die Telekommunikation (CHF -1.2 Mio. bzw. -4.2%) mussten RĂŒckgĂ€nge hinnehmen.

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Die Einkommensseite der liechtensteinischen Volkswirtschaft

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) nahm im Jahr 2021 um 0.6% auf CHF 6‘487.2 Mio. zu.  Im 2020 waren es noch CHF 6‘446.4 Mio. gewesen.

Das BNE umfasst die Arbeits- und Vermögenseinkommen von Unternehmen, Staat und Einwohnern. Rein rechnerisch wird das BNE berechnet, indem der Saldo aus Arbeits- und Vermögenseinkommen zwischen InlÀndern und AuslÀndern zum BIP addiert wird.

Das Bruttonationaleinkommen pro Einwohner belief sich im Berichtsjahr wie im Vorjahr auf rund 166‘000 Franken.

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Kapitalgesellschaften mit mehr Reserven

Die Volkseinkommenskonto gibt Auskunft ĂŒber die Struktur der Einkommensseite. Es zeigt, welcher Anteil des Volkseinkommens an die privaten Haushalte, die Kapitalgesellschaften und den Staat geht. Die privaten Haushalte erhielten 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens in Form von Arbeitnehmerentgelten, Vermögenseinkommen und BetriebsĂŒberschĂŒssen der SelbststĂ€ndigen. Die Kapitalgesellschaften erhielten 42% (20%) des Volkseinkommens aus ihrer unternehmerischen TĂ€tigkeit und ihrem Vermögen. Der Staat erhielt 2% (3%) des Volkseinkommens in Form von Vermögenseinkommen. Es ist zu beachten, dass diese AufschlĂŒsselung die primĂ€ren Einkommensströme vor Steuern und vor staatlichen Transfers wie Renten und Sozialleistungen darstellt und noch keine Informationen ĂŒber das verfĂŒgbare Einkommen der einzelnen Gruppen liefert.

Im Jahr 2021 flossen 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens oder CHF 2‘865.4 Mio. (CHF 3‘064.5 Mio.) an die privaten Haushalte. Das Einkommen der privaten Haushalte setzt sich aus den Arbeitnehmerentgelten, den Einkommen aus selbstĂ€ndiger ErwerbstĂ€tigkeit und den Vermögenseinkommen zusammen. Die privaten Haushalte erhielten CHF 49.7 Mio. mehr an Arbeitnehmerentgelten als im Vorjahr. Die Arbeitnehmerentgelte der erwerbstĂ€tigen Einwohner nahmen damit um 2.3% zu. Gleichzeitig stiegen die Einkommen der SelbststĂ€ndigen um CHF 3.1 Mio. oder 5.2%. DemgegenĂŒber sanken die Vermögenseinkommen der privaten Haushalte im Berichtsjahr um 29.5% und beliefen sich auf CHF 601.0 Mio., verglichen mit CHF 852.9 Mio. im Jahr 2020. Die privaten Haushalte erhalten vor allem KapitalertrĂ€ge in Form von Zinsen, Dividenden und Mieteinnahmen.

2021 entfielen 44% des Volkseinkommens auf die Kapitalgesellschaften und den Staat. Im Jahr 2020 waren es noch 23% gewesen. Grund dafĂŒr ist der Aufbau von Unternehmensreserven bei den Kapitalgesellschaften. Im Jahr 2020 hatten die unverteilten Einkommen der Kapitalgesellschaften noch CHF 548.6 Mio. betragen. Im Jahr 2021 stiegen die unverteilten Einkommen um CHF 1‘299.3 Mio. und betrugen CHF 1‘848.0 Mio. Die direkten Steuern der Kapitalgesellschaften stiegen im Berichtsjahr um CHF 44.5 Mio. auf CHF 265.8 Mio. Das gesamte unverteilte Einkommen der Kapitalgesellschaften (inkl. direkte Steuern der Kapitalgesellschaften) betrug 2021 CHF 2‘113.8 Mio., gegenĂŒber CHF 770.0 Mio. im Vorjahr. An Vermögenseinkommen flossen dem Staat im Jahr 2021 CHF 106.9 Mio. zu, im Vorjahr waren es noch CHF 112.8 Mio. gewesen.

Pro Kopf der Bevölkerung betrug das Volkseinkommen im Jahr 2021 rund 130‘000 Franken. Im Vorjahr waren es noch 101‘000 Franken gewesen.

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Anteil des Industriesektors in Liechtenstein deutlich höher

Die Schweiz verzeichnete im Jahr 2021 einen Anstieg des BIP um 6.7% und des Bruttonationaleinkommen um 8.7%. Liechtensteins Bruttowertschöpfung betrug im Jahr 2021 rund CHF 6.7 Mrd. Die Bruttowertschöpfung der Schweizer Volkswirtschaft war mit CHF 722.4 Mrd. 107 Mal grösser als diejenige Liechtensteins. In Liechtenstein hat der Industriesektor nach wie vor einen sehr hohen Anteil an der Bruttowertschöpfung. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil mit 42.0% rund 16 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Die Dienstleister trugen in Liechtenstein 57.9% zur gesamten Wertschöpfung bei. In der Schweiz lag der Wertschöpfungsanteil des Sektors 3 bei 73.0%. Der Wertschöpfungsanteil des Landwirtschaftssektors betrug in Liechtenstein 0.2% und in der Schweiz 0.6%.

Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren in Liechtenstein stark

Vergleicht man die Bruttowertschöpfung der beiden LĂ€nder nach Wirtschaftszweigen, so sticht der NOGA-Abschnitt Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren hervor. Mit rund 37% ist der Anteil in Liechtenstein ĂŒber 18 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Der NOGA-Abschnitt „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ ist mit einem Anteil von rund 11% in Liechtenstein und rund 10% in der Schweiz in beiden LĂ€ndern von Ă€hnlicher Bedeutung. Der NOGA-Bereich „Handel; Instandhaltung, Reparatur von Kraftfahrzeugen“ ist in der Schweiz deutlich stĂ€rker vertreten. Mit rund 14% ist der Anteil in der Schweiz ĂŒber 7 Prozentpunkte höher als in Liechtenstein.

Der Kaufkraftstandard (KKS) ist eine kĂŒnstliche WĂ€hrungseinheit. Theoretisch kann mit einem KKS in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden. Aufgrund der Preisunterschiede zwischen den LĂ€ndern werden jedoch fĂŒr dieselben Waren und Dienstleistungen in den verschiedenen LĂ€ndern unterschiedliche Mengen an nationalen WĂ€hrungseinheiten benötigt. Die KKS werden berechnet, indem ein ökonomisches Aggregat eines Landes in LandeswĂ€hrung durch die entsprechenden KaufkraftparitĂ€ten dividiert wird. KKS ist der von Eurostat verwendete Fachbegriff fĂŒr die gemeinsame WĂ€hrung, in der die Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ausgedrĂŒckt werden, bereinigt um Preisniveauunterschiede unter Verwendung von KaufkraftparitĂ€ten (KKP). KKP können daher als Wechselkurs fĂŒr die Umrechnung zwischen KKS und Euro angesehen werden.

Liechtenstein in internationalen Datenbanken

Das Amt fĂŒr Statistik liefert die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Liechtensteins jĂ€hrlich an Eurostat, das statistische Amt der EuropĂ€ischen Union, und an die Statistikabteilung der Vereinten Nationen. Die Datenbanken dieser Organisationen sind online abrufbar und enthalten neben den Hauptaggregaten auch detaillierte Tabellen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der meisten LĂ€nder und Regionen der Welt. FĂŒr internationale Vergleiche werden die Wirtschaftsaggregate idealerweise zunĂ€chst in eine gemeinsame WĂ€hrung umgerechnet, wobei die unterschiedlichen Preisniveaus der einzelnen LĂ€nder fĂŒr Wohlstandsvergleiche berĂŒcksichtigt werden.

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Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen AktivitĂ€ten des Jahres 1998 publiziert. Zwischenzeitlich können die Ergebnisse ĂŒber einen Zeitraum von 24 Jahren betrachtet werden.

Der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum wird mit dem BIP gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist oft ein Jahr. VerÀndert sich das BIP von einem Jahr zum nÀchsten, sprechen wir von positivem oder negativem Wachstum, je nach Vorzeichen der VerÀnderung. Die Grafik zeigt die Entwicklung des BIP von 1998 bis 2021 aufgeteilt in drei ZeitrÀume. Das BIP wuchs im Zeitraum von 1998 bis 2005 deutlich: Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 3.4% pro Jahr. Im Zeitraum von 2005 bis 2013 lag die Wachstumsrate bei 2.0% pro Jahr und im Zeitraum von 2013 bis 2021 belief sich die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt auf 2.2% pro Jahr.

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Produktionsleistung stark gestiegen

Das Bruttoinlandsprodukt der liechtensteinischen Volkswirtschaft wuchs im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 17.2% auf CHF 7‘046.1 Mio. Dieser deutliche Anstieg folgte auf den BIP-Einbruch von 6.0% im Pandemiejahr 2020 und einem RĂŒckgang von 2.3% im Jahr 2019. In der am 10. MĂ€rz 2023 veröffentlichten „SchĂ€tzrechnung Bruttoinlandsprodukt 2021“ wurde fĂŒr das Jahr 2021 noch von einem BIP-Wachstum von 9.2% ausgegangen. Revidierte Daten einer in Umstrukturierung befindlichen Konzerngesellschaft fĂŒhrten zu einer Korrektur des BIP-Wachstums in der VGR 2021. Mehr dazu ist unter „Methodik und QualitĂ€t“ im Abschnitt „Genauigkeit“ zu finden.

Das Bruttoinlandsprodukt pro BeschĂ€ftigten (umgerechnet auf VollzeitĂ€quivalente im Jahresdurchschnitt) lag im Jahr 2021 bei rund 213‘000 Franken, gegenĂŒber 179'000 Franken im Vorjahr. Dies entspricht einer Zunahme des BIP pro BeschĂ€ftigten von 18.9%.  LĂ€ndervergleiche mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner fĂŒhren im Falle Liechtensteins zu irrefĂŒhrenden Ergebnissen. Aufgrund des hohen Anteils der im Ausland wohnhaften ArbeitskrĂ€fte an der Gesamtzahl der BeschĂ€ftigten in Liechtenstein – Ende 2021 lag ihr Anteil bei 56% – können vom BIP keine RĂŒckschlĂŒsse auf die Einkommenssituation der liechtensteinischen Bevölkerung gezogen werden. FĂŒr den Vergleich mit anderen LĂ€ndern eignet sich daher das BIP pro BeschĂ€ftigten, da alle in Liechtenstein arbeitenden Personen zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts beitragen.

Die ArbeitsproduktivitĂ€t, gemessen als Bruttowertschöpfung pro BeschĂ€ftigten in VollzeitĂ€quivalenten, stieg um 17.9% auf rund 204'000 Franken im Jahr 2021. Die Bruttowertschöpfung pro BeschĂ€ftigten misst die ArbeitsproduktivitĂ€t und drĂŒckt damit die Effizienz aus, mit welcher der Produktionsfaktor Arbeit im Produktionsprozess eingesetzt wird.

Einblick in die Struktur der Volkswirtschaft

Die AufschlĂŒsselung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nach institutionellen Sektoren gibt einen Einblick in die Struktur der Wirtschaft. Der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften leistete mit 75% den grössten Beitrag zur Wertschöpfung im Jahr 2021. 11% der Wertschöpfung entfielen auf den Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften. Finanzielle Kapitalgesellschaften sind vor allem Banken und Versicherungen in der Rechtsform der Aktiengesellschaft. Die restlichen 14% der Wertschöpfung verteilten sich auf den Sektor Staat mit 7% und die Sektoren private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck mit 7% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung.

Im Jahr 2021 betrug die Bruttowertschöpfung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften CHF 5‘050.7 Mio. (+17.5%), jene der finanziellen Kapitalgesellschaften CHF 769.1 Mio. (+24.0%) und jene der privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck auf CHF 480.9 Mio. (+6.1%). Der Staatssektor erwirtschaftete CHF 448.1 Mio. (+1.8%).

Drei grosse Wirtschaftszweige erbringen 40% der Bruttowertschöpfung

Im Jahr 2021 stieg die Bruttowertschöpfung um 16.1% gegenĂŒber dem Vorjahr. Im vorangegangenen Pandemiejahr 2020 war ein gesamtwirtschaftlicher WertschöpfungsrĂŒckgang von 5.9% zu verzeichnen.  Die Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft belief sich im Jahr 2021 auf CHF 6‘748.8 Mio. Die Wertschöpfung des Industriesektors betrug CHF 2‘832.6 Mio. (+16.9%) und diejenige des Dienstleistungssektors CHF 3‘904.5 Mio. (+15.6%). Der Landwirtschaftssektor erwirtschaftete CHF 11.7 Mio.

Die drei bedeutendsten Wirtschaftszweige der liechtensteinischen Wirtschaft trugen im Jahr 2021 zusammen ĂŒber 40% zur gesamten Wertschöpfung bei. Auf den mit Abstand grössten Wirtschaftszweig, den Maschinenbau, entfiel ein Anteil von 18.9%. Auf die Finanz- und Versicherungsdienstleister entfielen 11.5% und auf den Wirtschaftszweig Rechts-, Steuerberatung und WirtschaftsprĂŒfung 9.8% der gesamten Bruttowertschöpfung Liechtensteins.

Im Industriesektor haben die beiden grössten Industriezweige ihre Bruttowertschöpfung deutlich gesteigert: der Maschinenbau um CHF 124.5 Mio. (+10.8%) und der Fahrzeugbau um CHF 67.9 Mio. (+32.2%). Zusammen erwirtschafteten diese zwei Wirtschaftszweige eine Wertschöpfung von CHF 1‘552.3 Mio., was bereits 54.8% der Bruttowertschöpfung des Industriesektors ausmacht. Fast sĂ€mtliche Industriezweige verzeichneten ZuwĂ€chse, lediglich der Bergbau (CHF -1.2 Mio. bzw. -10.5%), der Wirtschaftszweig „Kokerei, Mineralölverarbeitung; Herstellung chemischer, pharmazeutischer Erzeugnisse“ (CHF -1.4 Mio. bzw. -12.9%) und das Baugewerbe (CHF -10.6 Mio. bzw. -4.0%) mussten Einbussen verkraften.

Auch die drei Schwergewichte des Dienstleistungssektors, die Finanz- und Versicherungsdienstleister (CHF +147.9 Mio. bzw. +23.6%), der Wirtschaftszweig „Rechts-, Steuerberatung, WirtschaftsprĂŒfung“ (CHF +59.2 Mio. bzw. +9.9%) sowie der Wirtschaftszweig „Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge“ (CHF +42.6 Mio. bzw. +9.8%) steigerten ihre Wertschöpfung gegenĂŒber dem Vorjahr. Ihre Gesamtwertschöpfung belief sich im Jahr 2021 auf CHF 1‘910.2 Mio., was einem Anteil von 48.9% an der Wertschöpfung des Dienstleistungssektors entspricht. Ähnlich wie in der Industrie war auch im Dienstleistungssektor in fast allen Wirtschaftszweigen ein Wachstum zu beobachten. Lediglich die Wirtschaftszweige „Verkehr, Lagerei“ (CHF -3.2 Mio. bzw. -3.1%), „Gastgewerbe/ Beherbergung und Gastronomie“ (CHF -8.6 Mio. bzw. -21.8%), „Erziehung, Unterricht“ (CHF -7.0 Mio. bzw. -16.0%) und die Telekommunikation (CHF -1.2 Mio. bzw. -4.2%) mussten RĂŒckgĂ€nge hinnehmen.

Die Einkommensseite der liechtensteinischen Volkswirtschaft

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) nahm im Jahr 2021 um 0.6% auf CHF 6‘487.2 Mio. zu.  Im 2020 waren es noch CHF 6‘446.4 Mio. gewesen.

Das BNE umfasst die Arbeits- und Vermögenseinkommen von Unternehmen, Staat und Einwohnern. Rein rechnerisch wird das BNE berechnet, indem der Saldo aus Arbeits- und Vermögenseinkommen zwischen InlÀndern und AuslÀndern zum BIP addiert wird.

Das Bruttonationaleinkommen pro Einwohner belief sich im Berichtsjahr wie im Vorjahr auf rund 166‘000 Franken.

Kapitalgesellschaften mit mehr Reserven

Die Volkseinkommenskonto gibt Auskunft ĂŒber die Struktur der Einkommensseite. Es zeigt, welcher Anteil des Volkseinkommens an die privaten Haushalte, die Kapitalgesellschaften und den Staat geht. Die privaten Haushalte erhielten 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens in Form von Arbeitnehmerentgelten, Vermögenseinkommen und BetriebsĂŒberschĂŒssen der SelbststĂ€ndigen. Die Kapitalgesellschaften erhielten 42% (20%) des Volkseinkommens aus ihrer unternehmerischen TĂ€tigkeit und ihrem Vermögen. Der Staat erhielt 2% (3%) des Volkseinkommens in Form von Vermögenseinkommen. Es ist zu beachten, dass diese AufschlĂŒsselung die primĂ€ren Einkommensströme vor Steuern und vor staatlichen Transfers wie Renten und Sozialleistungen darstellt und noch keine Informationen ĂŒber das verfĂŒgbare Einkommen der einzelnen Gruppen liefert.

Im Jahr 2021 flossen 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens oder CHF 2‘865.4 Mio. (CHF 3‘064.5 Mio.) an die privaten Haushalte. Das Einkommen der privaten Haushalte setzt sich aus den Arbeitnehmerentgelten, den Einkommen aus selbstĂ€ndiger ErwerbstĂ€tigkeit und den Vermögenseinkommen zusammen. Die privaten Haushalte erhielten CHF 49.7 Mio. mehr an Arbeitnehmerentgelten als im Vorjahr. Die Arbeitnehmerentgelte der erwerbstĂ€tigen Einwohner nahmen damit um 2.3% zu. Gleichzeitig stiegen die Einkommen der SelbststĂ€ndigen um CHF 3.1 Mio. oder 5.2%. DemgegenĂŒber sanken die Vermögenseinkommen der privaten Haushalte im Berichtsjahr um 29.5% und beliefen sich auf CHF 601.0 Mio., verglichen mit CHF 852.9 Mio. im Jahr 2020. Die privaten Haushalte erhalten vor allem KapitalertrĂ€ge in Form von Zinsen, Dividenden und Mieteinnahmen.

2021 entfielen 44% des Volkseinkommens auf die Kapitalgesellschaften und den Staat. Im Jahr 2020 waren es noch 23% gewesen. Grund dafĂŒr ist der Aufbau von Unternehmensreserven bei den Kapitalgesellschaften. Im Jahr 2020 hatten die unverteilten Einkommen der Kapitalgesellschaften noch CHF 548.6 Mio. betragen. Im Jahr 2021 stiegen die unverteilten Einkommen um CHF 1‘299.3 Mio. und betrugen CHF 1‘848.0 Mio. Die direkten Steuern der Kapitalgesellschaften stiegen im Berichtsjahr um CHF 44.5 Mio. auf CHF 265.8 Mio. Das gesamte unverteilte Einkommen der Kapitalgesellschaften (inkl. direkte Steuern der Kapitalgesellschaften) betrug 2021 CHF 2‘113.8 Mio., gegenĂŒber CHF 770.0 Mio. im Vorjahr. An Vermögenseinkommen flossen dem Staat im Jahr 2021 CHF 106.9 Mio. zu, im Vorjahr waren es noch CHF 112.8 Mio. gewesen.

Pro Kopf der Bevölkerung betrug das Volkseinkommen im Jahr 2021 rund 130‘000 Franken. Im Vorjahr waren es noch 101‘000 Franken gewesen.

Anteil des Industriesektors in Liechtenstein deutlich höher

Die Schweiz verzeichnete im Jahr 2021 einen Anstieg des BIP um 6.7% und des Bruttonationaleinkommen um 8.7%. Liechtensteins Bruttowertschöpfung betrug im Jahr 2021 rund CHF 6.7 Mrd. Die Bruttowertschöpfung der Schweizer Volkswirtschaft war mit CHF 722.4 Mrd. 107 Mal grösser als diejenige Liechtensteins. In Liechtenstein hat der Industriesektor nach wie vor einen sehr hohen Anteil an der Bruttowertschöpfung. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil mit 42.0% rund 16 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Die Dienstleister trugen in Liechtenstein 57.9% zur gesamten Wertschöpfung bei. In der Schweiz lag der Wertschöpfungsanteil des Sektors 3 bei 73.0%. Der Wertschöpfungsanteil des Landwirtschaftssektors betrug in Liechtenstein 0.2% und in der Schweiz 0.6%.

Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren in Liechtenstein stark

Vergleicht man die Bruttowertschöpfung der beiden LĂ€nder nach Wirtschaftszweigen, so sticht der NOGA-Abschnitt Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren hervor. Mit rund 37% ist der Anteil in Liechtenstein ĂŒber 18 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Der NOGA-Abschnitt „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ ist mit einem Anteil von rund 11% in Liechtenstein und rund 10% in der Schweiz in beiden LĂ€ndern von Ă€hnlicher Bedeutung. Der NOGA-Bereich „Handel; Instandhaltung, Reparatur von Kraftfahrzeugen“ ist in der Schweiz deutlich stĂ€rker vertreten. Mit rund 14% ist der Anteil in der Schweiz ĂŒber 7 Prozentpunkte höher als in Liechtenstein.

Der Kaufkraftstandard (KKS) ist eine kĂŒnstliche WĂ€hrungseinheit. Theoretisch kann mit einem KKS in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden. Aufgrund der Preisunterschiede zwischen den LĂ€ndern werden jedoch fĂŒr dieselben Waren und Dienstleistungen in den verschiedenen LĂ€ndern unterschiedliche Mengen an nationalen WĂ€hrungseinheiten benötigt. Die KKS werden berechnet, indem ein ökonomisches Aggregat eines Landes in LandeswĂ€hrung durch die entsprechenden KaufkraftparitĂ€ten dividiert wird. KKS ist der von Eurostat verwendete Fachbegriff fĂŒr die gemeinsame WĂ€hrung, in der die Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ausgedrĂŒckt werden, bereinigt um Preisniveauunterschiede unter Verwendung von KaufkraftparitĂ€ten (KKP). KKP können daher als Wechselkurs fĂŒr die Umrechnung zwischen KKS und Euro angesehen werden.

Liechtenstein in internationalen Datenbanken

Das Amt fĂŒr Statistik liefert die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Liechtensteins jĂ€hrlich an Eurostat, das statistische Amt der EuropĂ€ischen Union, und an die Statistikabteilung der Vereinten Nationen. Die Datenbanken dieser Organisationen sind online abrufbar und enthalten neben den Hauptaggregaten auch detaillierte Tabellen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der meisten LĂ€nder und Regionen der Welt. FĂŒr internationale Vergleiche werden die Wirtschaftsaggregate idealerweise zunĂ€chst in eine gemeinsame WĂ€hrung umgerechnet, wobei die unterschiedlichen Preisniveaus der einzelnen LĂ€nder fĂŒr Wohlstandsvergleiche berĂŒcksichtigt werden.

Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen AktivitĂ€ten des Jahres 1998 publiziert. Zwischenzeitlich können die Ergebnisse ĂŒber einen Zeitraum von 24 Jahren betrachtet werden.

Der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum wird mit dem BIP gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist oft ein Jahr. VerÀndert sich das BIP von einem Jahr zum nÀchsten, sprechen wir von positivem oder negativem Wachstum, je nach Vorzeichen der VerÀnderung. Die Grafik zeigt die Entwicklung des BIP von 1998 bis 2021 aufgeteilt in drei ZeitrÀume. Das BIP wuchs im Zeitraum von 1998 bis 2005 deutlich: Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 3.4% pro Jahr. Im Zeitraum von 2005 bis 2013 lag die Wachstumsrate bei 2.0% pro Jahr und im Zeitraum von 2013 bis 2021 belief sich die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt auf 2.2% pro Jahr.

eTab – interaktive Tabellen

Methodik & QualitÀt

Zweck dieses Dokuments ist es, den Nutzerinnen und Nutzern Hintergrundinformationen ĂŒber die Methodik und die QualitĂ€t der statistischen Informationen zu bieten. Dies ermöglicht, die Aussagekraft der Ergebnisse besser einzuschĂ€tzen.

Der Abschnitt ĂŒber die Methodik orientiert zunĂ€chst ĂŒber Zweck und Gegenstand der Statistik und beschreibt dann die Datenquellen sowie die Datenaufbereitung. Es folgen Angaben zur Publikation der Ergebnisse sowie wichtige Hinweise.

Der Abschnitt ĂŒber die QualitĂ€t basiert auf den Vorgaben des EuropĂ€ischen Statistischen Systems ĂŒber die QualitĂ€tsberichterstattung und beschreibt Relevanz, Genauigkeit, AktualitĂ€t, PĂŒnktlichkeit, KohĂ€renz und Vergleichbarkeit der statistischen Informationen.

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) vermittelt ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen VorgĂ€nge in Liechtenstein und dient als Grundlage fĂŒr eine Vielzahl von Analysen. Die VGR FL stĂŒtzt sich auf Verwaltungsdaten, die unter anderem im Zuge der Steuerveranlagung anfallen. Wie international ĂŒblich, werden zunĂ€chst die provisorischen Ergebnisse publiziert, um sie ein Jahr spĂ€ter aufgrund zusĂ€tzlicher Detailinformationen zu ĂŒberarbeiten und als definitive Ergebnisse vorzulegen.