Konjunktur 2. Quartal 2022

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Arbeitskräftemangel in fast allen Branchen

19.08.2022 - Am Ende des ersten Halbjahres 2022 wird die allgemeine Lage in der Industrie und bei den Dienstleistungsunternehmen weitgehend als befriedigend beurteilt. Gegenüber dem Vorquartal hat sich die Geschäftslage gemäss den befragten Unternehmen trotz einer Verschlechterung der Ertragslage nicht verändert.

Als dominierendes Thema bei den Leistungshemmnissen präsentiert sich der Mangel an Arbeitskräften. Mittlerweile jedes zweite Unternehmen führt dies als Wachstumshemmnis auf. Zwischen den verschiedenen Branchen zeigen sich hier aber deutliche Unterschiede: Während bei den Banken nur gerade 8% einen Arbeitskräftemangel beklagen, sind es in der Nichtmetallindustrie 69% der Befragten. Daneben bereiten aber auch die Inflation und Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine den Befragten Sorgen.

Für das 3. Quartal zeigen sich die Unternehmen zurückhaltend. Es wird weitgehend mit einer Verschlechterung der Geschäftslage gerechnet. Auswirkungen auf den Personalbestand zeichnen sich hingegen nicht ab. Insgesamt zeigt sich in der Industrie und bei den befragten Dienstleistungsunternehmen ein ähnliches Bild. Während sich die Dienstleistungsunternehmen auf eine Verschlechterung der Geschäftslage im 3. Quartal einstellen, zeigen sich die Industriebetriebe etwas optimistischer: Sie gehen von einer unveränderten Situation aus.

In Bezug auf die Beschäftigung zeichnen sich in den meisten Branchen keine Veränderungen ab. Mit einer Zunahme wird derzeit einzig bei den Banken gerechnet, während sich die Detailhandelsunternehmen auf einen Rückgang einstellen.

Die Geschäftslage in der Industrie hat sich im Vergleich zum Vorquartal mehrheitlich eingetrübt. Rund 47% der befragten Unternehmen stellen eine Verschlechterung im 2. Quartal fest. 48% beurteilen sie als unverändert und nur 5% berichten von einer Verbesserung. Immerhin beurteilt eine Mehrheit der Befragten die Geschäftslage insgesamt als befriedigend und der Auftragsbestand wird als gut eingeschätzt. Die Auftragseingänge sowie die Maschinen- und Anlagenauslastung sind stabil geblieben, während sich die Ertragslage verschlechtert hat. Jedes zweite Unternehmen stellt den Mangel an Arbeitskräften als Produktionshemmnis fest. Daneben machen den Industriebetrieben unzureichende Betriebsmittel aber auch die Teuerung zu schaffen.

Für das 3. Quartal geben sich die Unternehmen zurückhaltend. Zwar wird verbreitet mit einer weiteren Zunahme der Auftragseingänge gerechnet, bei der Maschinen- und Anlagenauslastung und der Rentabilität zeichnen sich jedoch stabile Tendenzen ab. Auch bei der Entwicklung des Personalbestands zeigt sich, dass die Befragten hier keine Veränderungen erwarten. Insgesamt stellen sich die Industriebetriebe auf eine unveränderte Geschäftslage ein.

Die allgemeine Lage in der Metallindustrie wird zum Ende des 2. Quartals fast durchgehend als befriedigend beurteilt. Trotz einer stabilen Entwicklung der Auftragseingänge, der Maschinen- und Anlagenauslastung sowie der Rentabilität hat sich die Geschäftslage bei einer Mehrheit der Unternehmen verschlechtert. Als Produktionshemmnisse werden von den befragten Unternehmen insbesondere der Mangel an Arbeitskräften und unzureichende Betriebsmittel genannt.

Für das laufende Quartal gehen die befragten Unternehmen der Metallbranche weitgehend von einer stabilen Entwicklung der Geschäftslage aus. Trotz einer erwarteten Zunahme der Auftragseingänge stellen sich die Befragten auf eine unveränderte Maschinen- und Anlagenauslastung sowie eine gleichbleibende Ertragslage ein. Auch in Bezug auf den Personalbestand rechnen die Unternehmen mit keinen Veränderungen.

Die befragten Unternehmen der Nichtmetallindustrie schätzen die allgemeine Lage mehrheitlich als befriedigend, den Auftragsbestand mehrheitlich als gut ein. Gegenüber dem Vorquartal stellen die Befragten eine Zunahme der Auftragseingänge sowie eine Verbesserung der Maschinen- und Anlagenauslastung fest. Die Ertragslage sowie die allgemeine Geschäftslage haben sich hingegen verschlechtert. Zu schaffen macht den Befragten insbesondere der Mangel an Arbeitskräften.

Im laufenden Quartal erwartet die Branche eine weitere Zunahme der Auftragseingänge. Bezüglich Rentabilität und der Geschäftslage im Allgemeinen gehen die Befragten jedoch von einer weiteren Verschlechterung aus. In Bezug auf den Personalbestand herrscht bei den Befragten Einigkeit: Alle Unternehmen rechnen hier mit einem unveränderten Personalbestand.

In der Baubranche wird die Geschäftslage am Ende des 2. Quartals 2022 weitgehend als gut beurteilt. Die Auftragseingänge haben mehrheitlich zugenommen und der Auftragsbestand wird von einer Mehrzahl der Unternehmen als gut bezeichnet. Die Anlagenauslastung und Geschäftslage im Allgemeinen entwickelten sich stabil. In der Baubranche werden die starke Teuerung, Lieferverzögerungen beim Material sowie bürokratische Hürden als Hemmnisse identifiziert. Zu schaffen macht den Unternehmen aber auch ein Mangel an Arbeitskräften.

Für das laufende Quartal rechnet die Branche mit einer stabilen Geschäftslage. Trotz einer erwarteten Zunahme der Auftragseingänge gehen die befragten Unternehmen von einer Verschlechterung der Ertragslage aus. In Bezug auf die Anlagenauslastung und dem Personalbestand werden keine Änderungen erwartet.

In den befragten Dienstleistungsbranchen wird die allgemeine Lage am Ende des 2. Quartals als befriedigend eingeschätzt. Gegenüber dem Vorquartal hat sich die Geschäftslage gemäss Einschätzung der Unternehmen somit nicht verändert. Trotz einer Zunahme der Nachfrage hat sich die Ertragslage im 2. Quartal verschlechtert. Auch die Lage beim Personalbestand zeigt sich unverändert. Jedes zweite Unternehmen stellt einen Mangel an Arbeitskräften als Leistungshemmnis fest. Daneben sorgen sich die Befragten insbesondere um die Unsicherheiten in Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Inflation und des Kriegs in der Ukraine.

Für das laufende 3. Quartal rechnen die Dienstleistungsbetriebe verbreitet mit einer Verschlechterung der allgemeinen Lage. Trotz einer erwarteten Stabilisierung der Nachfrage stellen sich die Unternehmen auf einen Rückgang der Ertragslage ein. Negative Auswirkungen auf den Personalbestand zeichnen sich unterdessen nicht ab.

Auch bei den Banken hat sich die Geschäftslage im 2. Quartal verschlechtert. Dennoch beurteilen sie die allgemeine Lage am Ende des 2. Quartals mehrheitlich als gut. Die Unternehmen stellen eine sinkende Nachfrage fest, während sich in Bezug auf die Ertragslage keine Veränderungen zeigen. Als Leistungshemmnisse werden von den Befragten insbesondere die allgemeine Unsicherheit aufgrund von Inflation, dem Krieg in der Ukraine sowie der Corona-Pandemie genannt. Zu schaffen machen den Banken aber auch regulatorische Hindernisse.

Auch für das 3. Quartal geht die Bankenbranche von einer stabilen Entwicklung der allgemeinen Lage aus. Während sich in Bezug auf die Rentabilität keine Änderung abzeichnen, erwarten die Befragten eine Zunahme der Nachfrage. Auch bezüglich des Personalbestands zeichnet sich eine positive Entwicklung ab: 38% der Unternehmen rechnen mit einem zunehmenden, 62% mit einem unveränderten Personalbestand.

Die befragten Versicherungsunternehmen beurteilen die allgemeine Lage am Ende der ersten Jahreshälfte als befriedigend. Die Geschäftslage hat sich jedoch im 2. Quartal verschlechtert. Ebenso hat sich die Ertragslage eingetrübt, während sich die Nachfrage stabil entwickelt hat. Ein Mangel an Arbeitskräften und eine ungenügende Nachfrage werden von der Mehrheit der Befragten als Leistungshemmnis beurteilt.

Für das 3. Quartal rechnen die Befragten mit einem Rückgang der Nachfrage sowie einer Verschlechterung der allgemeinen Geschäftslage. Die Unternehmen erwarten weitgehend eine gleichbleibende Ertragslage. Schliesslich zeichnen sich keine Veränderungen beim Personalbestand ab. Sämtliche befragten Unternehmen gehen von einer stabilen Entwicklung aus.

Die an der Erhebung teilnehmenden Detailhändler bewerten die allgemeine Lage am Ende des 2. Quartals 2022 insgesamt als befriedigend. Gegenüber dem Vorquartal stellen die Detailhändler einen Rückgang der Nachfrage sowie eine Verschlechterung der Ertragslage fest, so dass sich auch die Geschäftslage insgesamt verschlechtert hat. Sorgen bereitet den Befragten nebst einem Mangel an Arbeitskräften auch eine ungenügende Nachfrage.

Für das 3. Quartal rechnen die Unternehmen mit einem Rückgang der Nachfrage und einer weiteren Verschlechterung der Ertragslage. Die Befragten stellen sich auch auf eine Verschlechterung der Geschäftslage ein. Dies könnte sich auch insgesamt auf den Personalbestand auswirken: Jedes zweite Unternehmen rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigten.

Die Geschäftslage wird am Ende der ersten Jahreshälfte 2022 von den befragten Unternehmen der allgemeinen Dienstleistungen mehrheitlich als befriedigend beurteilt. Die Nachfrage hat gegenüber dem Vorquartal bei einer Mehrheit der Unternehmen zugenommen, und auch die Entwicklung der Geschäftslage wird positiv beurteilt. Bezüglich der Rentabilität stellen die Unternehmen hingegen eine Eintrübung fest. Auch bei den allgemeinen Dienstleistungsunternehmen stellt der Mangel an Arbeitskräften das grösste Leistungshemmnis dar. Daneben bereiten auch die Inflation sowie Lieferengpässe den Befragten Sorgen.

Für das 3. Quartal 2022 rechnen die Unternehmen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Die Befragten stellen sich auf einen Rückgang der Nachfrage sowie eine Verschlechterung der Ertragslage ein. Bezüglich des Personalbestands zeichnen sich keine Veränderungen ab.

AMT FÜR STATISTIK

Legende

Rückblick

  • mehrheitlich verbessert / zugenommen
  • verbessert / zugenommen
  • unverändert
  • verschlechtert / abgenommen
  • mehrheitlich verschlechtert / abgenommen

Ausblick

  • mehrheitlich verbessert / zunimmt
  • verbessert / zunimmt
  • unverändert
  • verschlechtert / abnimmt
  • mehrheitlich verschlechtert / abnimmt

Aktueller Stand

  • gut
  • befriedigend
  • schlecht
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Rentabilität
Personalbestand
Produktionshemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Maschinen- und Anlagenauslastung
Auftragsbestand/-eingang
Rentabilität
Personalbestand
Produktionshemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Maschinen- und Anlagenauslastung
Auftragsbestand/-eingang
Rentabilität
Personalbestand
Produktionshemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Maschinen- und Anlagenauslastung
Auftragsbestand/-eingang
Rentabilität
Personalbestand
Produktionshemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Maschinen- und Anlagenauslastung
Auftragsbestand/-eingang
Rentabilität
Personalbestand
Produktionshemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Nachfrage
Rentabilität
Personalbestand
Produktionshemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Nachfrage
Rentabilität
Personalbestand
Hemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Nachfrage
Rentabilität
Personalbestand
Hemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Nachfrage
Rentabilität
Personalbestand
Hemmnisse
Indikator Rückblick Ausblick Aktueller Stand
Allgemeine Lage
Nachfrage
Rentabilität
Personalbestand
Hemmnisse

Methodik

Die in der Konjunkturerhebung präsentierten Konjunkturtendenzen für Liechtenstein basieren auf der Konjunkturerhebung des Amtes für Statistik. Die Erhebung wird quartalsweise bei leitenden Persönlichkeiten der teilnehmenden Unternehmen durchgeführt. Diese beurteilen die vergangene Entwicklung, den aktuellen Stand sowie die voraussichtliche zukünftige Entwicklung. Der standardisierte Fragebogen enthält nur qualitative Fragen (z.B. gut / befriedigend / schlecht) und kann in wenigen Minuten ausgefüllt werden.

Wie berechnen sich die Indexwerte?

Die Antworten der einzelnen Unternehmen werden mit der Zahl der Beschäftigten (in Vollzeitäquivalenten VZÄ) gewichtet und zu Branchenergebnissen zusammengefasst. Die Indexwerte ergeben sich als Saldo aus den gewichteten Prozentanteilen der positiven abzüglich der negativen Antworten und geben somit die überwiegende Tendenz an.

Zur Berechnung der Indexwerte der Sektoren Industrie und Dienstleistungen sowie der Gesamtübersicht werden die Antworten der Branchen zusätzlich nach Anzahl der Vollzeitäquivalente in den zugrundeliegenden Wirtschaftszweigen gewichtet.

Die Vollzeitäquivalente der Beschäftigten entsprechen der Zahl der auf Normalarbeitszeit umgerechneten Beschäftigungsverhältnisse. Zwei Beschäftigungsverhältnisse mit einem Umfang von 80% und 20% der Normalarbeitszeit ergeben ein Vollzeitäquivalent. Die Beschäftigungsverhältnisse werden dem Liechtensteinischen Unternehmensregister des Amtes für Statistik entnommen.

  • Berechnungsbeispiel Konjunkturumfrage

Welche Wirtschaftszweige sind in den Gruppen enthalten?

Die Zuteilung zu einer Gruppe erfolgt anhand der NOGA-Nummer des Unternehmens. Die NOGA (Nomenclature générale des activités économiques)-Nummer wird durch das Amt für Statistik zugeteilt und ermöglicht es, die Unternehmen anhand ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zu klassifizeren und konsistent zu gruppieren.

Die Gruppe Industrie beinhaltet die Unternehmen der Wirtschaftszweige 05 bis 43. Die Metallindustrie umfasst dabei die Unternehmen in den Wirtschaftszweigen 24 "Metallerzeugung und –bearbeitung", 25 "Herstellung von Metallerzeugnissen", 28 "Maschinenbau", 29 "Herstellung von Automobilen und Automobilteilen" sowie 30 "Sonstiger Fahrzeugbau". Der Bau umfasst die Wirtschaftszweige 41 "Hochbau", 42 "Tiefbau" und 43 "Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe". Die übrigen Wirtschaftszweige im Sektor 2 Industrie bilden zusammen die Nichtmetallindustriebranche.

Der Dienstleistungssektor beinhaltet normalerweise die Wirtschaftszweige 45 bis 99. Für die Konjunkturerhebung werden aber verschiedene Dienstleistungsbranchen wie z.B. die öffentliche Verwaltung ausgeschlossen. Die Dienstleistungen umfassen demnach nur die Unternehmen der vier Untergruppen: Banken, Versicherungen, Detailhandel und Allgemeine Dienstleistungen. Die Banken bestehen aus den Unternehmen des Wirtschaftszweigs 64 "Erbringung von Finanzdienstleistungen", die Versicherungen aus den Unternehmen des Wirtschaftszweigs 65 "Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)" und der Detailhandel aus den Unternehmen des Wirtschaftszweigs 47 "Detailhandel". Die Gruppe der allgemeinen Dienstleistungen umfasst schliesslich die Unternehmen der Wirtschaftszweige 49-53, 58-63 sowie 66-82. Nicht eingeschlossen sind dabei der Grosshandel oder die Gastronomieunternehmen.

Sind die Ergebnisse international vergleichbar?

Die Daten der Konjunkturerhebung sind grundsätzlich international vergleichbar. Konjunkturerhebungen werden in allen Staaten des europäischen Wirtschaftsraums in ähnlicher Weise durchgeführt. Bei der Erarbeitung des Fragebogens hat sich das Amt für Statistik an den Vorgaben des gemeinsamen harmonisierten EU-Programms zu Unternehmens- und Konsumentenbefragungen orientiert.

Gab es Revisionen der Zeitreihen?

Die Konjunkturumfrage wurde auf das 1. Quartal 2020 umfassend erneuert. Um ein Zusammenfallen der methodischen Änderungen mit der ausserordentlichen wirtschaftlichen Situation Anfang 2020 zu verhindern, wurden die Werte der fünf vorangegangenen Quartale anhand der überarbeiteten Methodik neu geschätzt.

Wie kann ich an der Erhebung teilnehmen?

Unternehmen der betroffenen Branchen laden wir herzlich zu einer Teilnahme an der Konjunkturumfrage ein. Der Fragebogen kann online beantwortet werden. Den dafür benötigten Zugangslink erhalten Sie von uns bequem per Email. Setzen Sie sich für eine Teilnahme bitte mit Simon Gstöhl in Verbindung (236 68 77, simon.gstoehl@llv.li).