…schon wieder ein Fragebogen!
Statistiken sind wichtig und spannend. Doch woher die Informationen holen und nicht stehlen? Vieles wird in Liechtenstein über Register oder administrative Daten abgedeckt, aber wenn es um Einschätzungen der Bevölkerung geht, sind diese Informationen nur über eine Befragung verfügbar. Fragebogen sind lästig, kosten Zeit und haben keinen persönlichen Mehrwert. Je weniger Befragungen durchgeführt werden, desto tiefer ist die Belastung der einzelnen Person und desto höher ist in der Regel die Rücklaufquote und entsprechend aussagekräftiger sind die Resultate. Damit nicht immer alle alle Fragen beantworten müssen, sind Stichprobenerhebungen ein bewährtes Mittel zur Reduktion der Belastung durch Befragungen. In einem Land mit einer kleinen Bevölkerung von 40'000 Personen wie Liechtenstein sind aber auch Stichprobenerhebungen enge Grenzen gesetzt.
3 Szenarien und doch keine perfekte Lösung
In Liechtenstein werden pro Stichprobenerhebung mit 3'500 Personen 8.8% der Bevölkerung befragt, mit einer zweiten Erhebung unter den verbliebenen Personen sind bereits 18% der Bevölkerung für die Befragungen ausgewählt worden. Wenn nun die Empfehlung berücksichtigt werden soll, dass die Befragten nach einer kleineren Erhebung eine Pause von 3 bis 4 Jahren und nach einer grösseren Erhebung eine Pause von 7 bis 8 Jahren erhalten, wird deutlich, dass Befragungen in Liechtenstein nur sehr limitiert durchgeführt werden können. In anderen Ländern sind die Jahreswerte, d.h. die Anteile der summierten Stichproben pro Jahr mit Werten von 0.5% in Frankreich, 2.5% in Österreich und 6.9% in der Schweiz tiefer.
Damit für die liechtensteinischen Bedingungen eine optimale Lösung für Stichprobenerhebungen gefunden wird, hat das Amt für Statistik Eurostat (Statistisches Amt der Europäischen Union) mit einem entsprechenden Projekt beauftragt. Expertinnen und Experten haben nun drei mögliche Szenarien für Stichprobenziehungen in Liechtenstein skizziert. Neben der geringen Population Liechtensteins wurden dem Projektteam zwei weitere Kriterien mitgegeben:
- Personen, die für eine Stichprobe gezogen wurden, müssen für einen bestimmten Zeitraum für weitere Stichproben «gesperrt» werden können.
- Es sollen Stichproben für Haushalts- und Einzelbefragungen gezogen werden können.
Fazit des Berichts ist allerdings, dass es keine bewährte Stichprobentechnik gibt, die diese Vorgaben zu erfüllen vermag. Aus diesem Grund werden in einem zweiten Projekt mit Beginn Januar 2025 zwei Varianten ausprogrammiert und auf anonymisierte, liechtensteinische Probedatensätze angewendet. Damit kann – wenn schon nicht die perfekte – dann zumindest die bestmögliche Stichprobenmethodik für Liechtenstein gewählt werden.
Was auf den ersten Blick einfach wirkt, ist im Detail doch oft schwierig. Der Bericht «Report on the development of a sampling strategy for statistical operations for the Liechtenstein Office of Statistics» gibt Interessierten einen Einblick in die drei Szenarien und erläutert die Vor- und Nachteile.
